Ein musikalisches Schallereignis hat immer einen Grundton, sagen wir z.B. mal 50 Hz, und Obertöne. Die gibt es in gerade, dass sind dann ganzzahlige Vielfache, und in ungerade, das sind dann krumme Reihen, zumeist bei Percussion zu finden. Die Obertöne sorgen für die eigentliche Klangfarbe, ohne die wäre das Schallereignis einfach nur dumpf, "Mmuff", da gibt's dann auch keinen Kick. Der Unterschied bei einer Trommel zwischen "Batsch" und "Pock" wird durch die Obertöne bestimmt. Die liegen in dem Trommel-Beispiel halt - gehen wir mal von den 50 Hz Grundton aus - bei 100, 150, 200 Hz, können aber auch, sofern ungerade, bei sagen wir 150, 300, 450 Hz oder krummer liegen.
Wir beschreiben vieles als Kick. Man nehme einfach mal Slayer "South of Heaven" als Platte und gebe mit einem schmalen EQ bei 55-60 Hz 6 dB dazu. Die Bassdrum klingt aus heutiger (oder einfach meiner) Sicht ein wenig dünn (wenn auch schön) und fängt mit dem EQ an, richtig geil zu kicken. Das ist ein recht dunkler Kick, aber nicht dumpf. Den oberen Bereich der Bassdrum kann man nicht so einfach mit dem EQ manipulieren, weil sich die Obertöne natürlich über ein viel breiteres Spektrum verteilen. Wenn man aber nun denkt, "Aaah, der Kick liegt bei 60 Hz!" kann man mal spaßenshalber alles oberhalb 60 Hz steil cutten und es wird nicht die Slayer-Bassdrum übrig bleiben, sondern einfach nur ein lahmes "Muff".
Ein anderes Beispiel gab's mal im Heimkino-Verein. Da stellte sich die lustige Frage nach "dem Kick von John Wick". John Wick hat eine Pistole, die einen wirklich ordentlichen Kick erzeugt. Es wurde wild geschätzt, von 20 bis 300 Hz oder so. Es hat dann mal einer den Schuss durch den Analyzer gejagt und es kam raus: Der John kickt tatsächlich unterhalb 40 Hz heftig, mit überraschend wenig Obertönen.
Wenn ich jetzt eine Techno-Bassdrum habe, die so richtig in die Fresse soll - "Batsch-batsch-batsch", dann spendiere ich der unten was lautes für den Druck und aber eine gute Portion Oberton, eben das Batsch, dass dann tatsächlich den Kick ausmacht. Druck und Kick machen hier die Kombination, die so richtig Spaß macht.
Fazit (für mich): Der Kick ist nicht einfach ein Frequenzbereich, den man lauter macht und dann kickt's ganz toll. Ergo bringt auch der Einbau von den tollsten Kick-Bässen nicht automatisch den gesuchten Kick. Der Kick hängt, wie schon öfters erwähnt, unweigerlich von seinem Obertonspektrum ab. Da es auch eine zeitliche Komponente zu dem Ganzen gibt und da auch die saubere Addition der Zweige eine entscheidende Rolle spielt, gibt's den ultimativen Kick eben erst, wenn breitbandig schon vieles stimmt und im Umkehrschluss gibt's oft keinen Kick, weil irgendwo was zu kurz kommt. Das kann vom Sub bis zum Mittel- oder sogar Hochtöner gehen.