Hallo zusammen,
ich hoffe hier gibt es einige technisch interessierte Leute, wollte euch mal die Modifikation meinen beiden Blaupunkt Velocity Burning Desire 1 vorstellen. Es handelt sich dabei um edle Stereo Endstufen aus Anfang 2000, optisch (neben Genesis und DLS) wie ich finde eine der schönsten Endstufen überhaut. Ich konnte 2 Stück davon im "funktionsfähigem" Zustand ersteigern, beim Testlauf zeigten sich schnell aber die ersten Probleme:
->Gain Poti kratzt höllisch beim drehen an beiden Stufen
->Die Schalter für die Bandbreite sind bei einer Klopfempfindlich
Nach ein bisschen suchen habe ich den Schaltplan der Stufe finden können. Jetzt konnte ich ein genaueres Auge auf die Eingangsstufe werfen und ein paar Dinge erspähen die mir so garnicht gefallen:
->Die Operationsverstärker (OPV, kleine Dreiecke im Schaltplan) KA4558 sind der neuste Schrei, allerdings aus der Zeit als die ersten ICs kamen. (Anfang der 70er) Für Audio ist der nichts mehr obwohl ich kein freund vom "OP Amp rolling" bin.
->Der Kondensator C106 belastet die Stufe davor sehr, das geht nur deshalb gut weil die OPVs so langsam sind. Da gehört mindestens ein Widerstand zur Entlastung der Treibenden Stufe rein.
->Der Widerstand R122 hat etwas mit der Biasstromkompensation vom OPV zu tun, ist aber falsch dimensioniert. Um so hochohmiger ein Widerstand, um so mehr rauscht er. Und 100k sind schon sehr viel, das addiert sich zum Gesamtrauchen der Stufe.
Das wohl schlimmste ist aber die Anbindung vom Gain Poti VR11 an den OPV U21. Warum? Das hängt mit dem Biasstrom vom OPV zusammen. Hebt der Schleifer vom Poti ab hängt der Eingang in der Luft und läuft schlagartig an die Aussteuerungsgrenze, der Ausgang folgt ihm bis zur Aussteuerungsgrenze. Dieser Impuls wird in der Endstufe weiter Verstärkt und führt zur Vollaussteuerung, bei ~325W pro Kanal ist das nicht ohne. Einfach ausgedrückt: Das Leben der Lautsprecher und der Ohren hängt am Zustand des Gain-Potis.
In Anbetracht dessen entschied ich mich die Stufe radikal umzubauen, alle Kontakte die Probleme machen können werden gebrückt. (Bis auf das Gain Poti) Die Fehler werden beseitigt und die Stufe "veredelt". Aus den Überlegungen ist das entstanden:
->Alle Filter sind rausgeflogen, das macht später sowieso mein 6to8 Aerospace
->Die OPVs der Filter werden entsorgt
->C106 wird durch den 150pF Kondensator am Eingang ersetzt
->Der Cinch Ausgang wird deaktiviert
->Mit einem Kondensator wird das Rauschen von R122 kurzgeschlossen
->Die OPVs werden durch moderne Teile ersetzt
->An den Eingang von U21 kommt ein Ableitwiderstand der die Lautsprecher rettet im Fehlerfall
Hier die Stufe im Originalzustand:
Das sind die Uralten OPVs die ersetzt werden sollen:
Und so sieht die Stufe von unten aus:
Bevor man die OPVs austauscht sollte man lieber einen Blick ins Netzteil werfen, da habe ich schon viele Überraschungen erlebt. So auch bei der Stufe. Die Versorgung von grob +-14V für OPVs und die Treiberstufe wird von der Betriebsspannung der Endstufe (50V) mit 2 Transistoren heruntergeregelt:
Wäre alles kein Problem, die Bauteile sind aber nicht gegen den Kühlkörper geschraubt und werden im normalen Betrieb schon knallheiß. Das ist sehr auf Kante genäht, warum Velocity die nicht mit auf den Kühlkörper gelegt hat verstehe ich nicht. Die KA4558 brauchen sehr wenig Strom, beide zusammen nur 3,5mA. 7 Stück sind verbaut, bedeutet für uns die neuen Bauteile dürfen zusammen nur ~25mA Strom aufnehmen um das Netzteil nicht zu überlasten. Der von mir favorisierte NE5532 braucht schon zwischen 8-16mA, ist also keine Option.
Nach ein bisschen Suchen bin ich auf den OPA1662 von Ti gestoßen, er hat excellente Audio Daten und braucht weniger Strom als die alten OPVs. Das einzige Problem: den gibt es nur im SMD Gehäuse. Es gibt aber auf Ebay Adapterplatinen dafür.
Die alten OPVs sind sehr langsam gewesen, die neuen Bauteile sind grob 7x so schnell. Damit das stabil läuft wurde die Versorgunsspannung direkt an den Bauteilen mit kleinen Kondensatoren gestützt, ursprünglich wurden die eingespart.
Ob das richtig funktioniert zeigt sich später in einer Messung. Unten Links die beiden Widerstände zur Rettung der Lautsprecher, mittig der gebrückte Schalter. Die Stellung von ihm macht keinen Unterschied mehr da auch RL15 und CL15 rausgeflogen sind. Der BassBoost ist durch ausbauen von R116 und C110 deaktiviert, aus U14 wird ein linearer Impedanzwandler. Der Kondensator über R122 passte nicht unter die Platine, deshalb wurde der Widerstand von unten bestückt (rechts im Bild) Außerdem viel auf das ein nicht genutzter OPV Eingang in der Luft hängt, das macht man so nicht. Die schwarze Leitung klemmt den Eingang gegen Masse.
Oberseite der wieder eingebauten Leiterplatte, man sieht die neuen OPVs in ihren Sockeln. Die nicht bestückten Sockel waren die Filter OPVs. Der OP am Gainregler muss ein Typ mit FET Eingang sein wegen dem Geringeren Biasstrom. Eigentlich wollte ich einen OPA2134, den hatte ich aber nicht da. Ein TL072 funktioniert auch brauchbar an der Stelle, wer will kann komplett nur mit dem bestücken. Der Braucht auch wieder weniger Strom, damit entlasten wir der Spannugnsregler, er kann jetzt endlich mit der Hand angefasst werden ohne sich zu verbrennen (so wie es im Originalzustand war)
Um zu sehen ob die Stufe auch wirklich Stabil läuft wurde noch eine Messung durchgeführt. Man kann es besser abschätzen wenn man einen Steilen Impuls (z.B. eine Rechteckspannung) an den Eingang gibt und sich das Ausgangssignal anschaut. Ist die Stufe unstabil geworden sieht man es an Überschwingern auf dem Signal. Hier hat es auf anhieb funktioniert, das Signal sieht aus wie im Lehrbuch:
Einen kleinen Schönheitsfehler haben die Stufen von Anfang an, beim Ein- und Ausschalten Knackt es leicht aus den Lautsprechern. Damit kann ich leben.
Die 150pF am Eingang habe ich zuerst nicht bestückt, dadurch hatte ich aber Störungen wenn mein Handy an der Stufe hing. Das liegt daran das ich C106 entsorgt habe. Da im Auto alles mögliche an Störungen unterwegs ist sollte man darauf nicht verzichten.
Über Kommentare würde ich mich freuen.
lg,
Jan
ich hoffe hier gibt es einige technisch interessierte Leute, wollte euch mal die Modifikation meinen beiden Blaupunkt Velocity Burning Desire 1 vorstellen. Es handelt sich dabei um edle Stereo Endstufen aus Anfang 2000, optisch (neben Genesis und DLS) wie ich finde eine der schönsten Endstufen überhaut. Ich konnte 2 Stück davon im "funktionsfähigem" Zustand ersteigern, beim Testlauf zeigten sich schnell aber die ersten Probleme:
->Gain Poti kratzt höllisch beim drehen an beiden Stufen
->Die Schalter für die Bandbreite sind bei einer Klopfempfindlich
Nach ein bisschen suchen habe ich den Schaltplan der Stufe finden können. Jetzt konnte ich ein genaueres Auge auf die Eingangsstufe werfen und ein paar Dinge erspähen die mir so garnicht gefallen:

->Die Operationsverstärker (OPV, kleine Dreiecke im Schaltplan) KA4558 sind der neuste Schrei, allerdings aus der Zeit als die ersten ICs kamen. (Anfang der 70er) Für Audio ist der nichts mehr obwohl ich kein freund vom "OP Amp rolling" bin.
->Der Kondensator C106 belastet die Stufe davor sehr, das geht nur deshalb gut weil die OPVs so langsam sind. Da gehört mindestens ein Widerstand zur Entlastung der Treibenden Stufe rein.
->Der Widerstand R122 hat etwas mit der Biasstromkompensation vom OPV zu tun, ist aber falsch dimensioniert. Um so hochohmiger ein Widerstand, um so mehr rauscht er. Und 100k sind schon sehr viel, das addiert sich zum Gesamtrauchen der Stufe.
Das wohl schlimmste ist aber die Anbindung vom Gain Poti VR11 an den OPV U21. Warum? Das hängt mit dem Biasstrom vom OPV zusammen. Hebt der Schleifer vom Poti ab hängt der Eingang in der Luft und läuft schlagartig an die Aussteuerungsgrenze, der Ausgang folgt ihm bis zur Aussteuerungsgrenze. Dieser Impuls wird in der Endstufe weiter Verstärkt und führt zur Vollaussteuerung, bei ~325W pro Kanal ist das nicht ohne. Einfach ausgedrückt: Das Leben der Lautsprecher und der Ohren hängt am Zustand des Gain-Potis.
In Anbetracht dessen entschied ich mich die Stufe radikal umzubauen, alle Kontakte die Probleme machen können werden gebrückt. (Bis auf das Gain Poti) Die Fehler werden beseitigt und die Stufe "veredelt". Aus den Überlegungen ist das entstanden:

->Alle Filter sind rausgeflogen, das macht später sowieso mein 6to8 Aerospace
->Die OPVs der Filter werden entsorgt
->C106 wird durch den 150pF Kondensator am Eingang ersetzt
->Der Cinch Ausgang wird deaktiviert
->Mit einem Kondensator wird das Rauschen von R122 kurzgeschlossen
->Die OPVs werden durch moderne Teile ersetzt
->An den Eingang von U21 kommt ein Ableitwiderstand der die Lautsprecher rettet im Fehlerfall
Hier die Stufe im Originalzustand:

Das sind die Uralten OPVs die ersetzt werden sollen:

Und so sieht die Stufe von unten aus:

Bevor man die OPVs austauscht sollte man lieber einen Blick ins Netzteil werfen, da habe ich schon viele Überraschungen erlebt. So auch bei der Stufe. Die Versorgung von grob +-14V für OPVs und die Treiberstufe wird von der Betriebsspannung der Endstufe (50V) mit 2 Transistoren heruntergeregelt:

Wäre alles kein Problem, die Bauteile sind aber nicht gegen den Kühlkörper geschraubt und werden im normalen Betrieb schon knallheiß. Das ist sehr auf Kante genäht, warum Velocity die nicht mit auf den Kühlkörper gelegt hat verstehe ich nicht. Die KA4558 brauchen sehr wenig Strom, beide zusammen nur 3,5mA. 7 Stück sind verbaut, bedeutet für uns die neuen Bauteile dürfen zusammen nur ~25mA Strom aufnehmen um das Netzteil nicht zu überlasten. Der von mir favorisierte NE5532 braucht schon zwischen 8-16mA, ist also keine Option.
Nach ein bisschen Suchen bin ich auf den OPA1662 von Ti gestoßen, er hat excellente Audio Daten und braucht weniger Strom als die alten OPVs. Das einzige Problem: den gibt es nur im SMD Gehäuse. Es gibt aber auf Ebay Adapterplatinen dafür.
Die alten OPVs sind sehr langsam gewesen, die neuen Bauteile sind grob 7x so schnell. Damit das stabil läuft wurde die Versorgunsspannung direkt an den Bauteilen mit kleinen Kondensatoren gestützt, ursprünglich wurden die eingespart.

Ob das richtig funktioniert zeigt sich später in einer Messung. Unten Links die beiden Widerstände zur Rettung der Lautsprecher, mittig der gebrückte Schalter. Die Stellung von ihm macht keinen Unterschied mehr da auch RL15 und CL15 rausgeflogen sind. Der BassBoost ist durch ausbauen von R116 und C110 deaktiviert, aus U14 wird ein linearer Impedanzwandler. Der Kondensator über R122 passte nicht unter die Platine, deshalb wurde der Widerstand von unten bestückt (rechts im Bild) Außerdem viel auf das ein nicht genutzter OPV Eingang in der Luft hängt, das macht man so nicht. Die schwarze Leitung klemmt den Eingang gegen Masse.

Oberseite der wieder eingebauten Leiterplatte, man sieht die neuen OPVs in ihren Sockeln. Die nicht bestückten Sockel waren die Filter OPVs. Der OP am Gainregler muss ein Typ mit FET Eingang sein wegen dem Geringeren Biasstrom. Eigentlich wollte ich einen OPA2134, den hatte ich aber nicht da. Ein TL072 funktioniert auch brauchbar an der Stelle, wer will kann komplett nur mit dem bestücken. Der Braucht auch wieder weniger Strom, damit entlasten wir der Spannugnsregler, er kann jetzt endlich mit der Hand angefasst werden ohne sich zu verbrennen (so wie es im Originalzustand war)
Um zu sehen ob die Stufe auch wirklich Stabil läuft wurde noch eine Messung durchgeführt. Man kann es besser abschätzen wenn man einen Steilen Impuls (z.B. eine Rechteckspannung) an den Eingang gibt und sich das Ausgangssignal anschaut. Ist die Stufe unstabil geworden sieht man es an Überschwingern auf dem Signal. Hier hat es auf anhieb funktioniert, das Signal sieht aus wie im Lehrbuch:

Einen kleinen Schönheitsfehler haben die Stufen von Anfang an, beim Ein- und Ausschalten Knackt es leicht aus den Lautsprechern. Damit kann ich leben.
Die 150pF am Eingang habe ich zuerst nicht bestückt, dadurch hatte ich aber Störungen wenn mein Handy an der Stufe hing. Das liegt daran das ich C106 entsorgt habe. Da im Auto alles mögliche an Störungen unterwegs ist sollte man darauf nicht verzichten.
Über Kommentare würde ich mich freuen.

lg,
Jan