Dopolus schrieb:
Der Grund warum man nicht um 10db absenken kann/soll ist auch die Flanke des Eingriffs. Je steiler die Flanke, desto mehr franst sie aus.
Ist wie mit einer digitalen Weiche. (im grunde ist das ja auch nur eine Bandpassweiche)
Billige DSP's (Clarion 778RUSB) sind mit steilen Flanken schnell überfordert. 6dB ist ok, 12dB im HT hört man schon. Mehr als 18dB wird nicht angeboten, da es dann eh nur noch murks wird. Das P99 kann bis 36dB rechnen und kann auch mal einen EQ-Eingriff mit 10dB rechnen wenn's sein muss. Das kann man aber nicht jedem DSP zumuten.
Im Grunde ist das abkippen der Flanke eine Funktion die bis zur unendlichen Stelle berechnet werden müsste. Da das nicht geht, setzt man nur eine gewisse zahl an Werten in die Funktion ein. Je steiler die Flanke, desto mehr Werte müsste man einsetzen um sie noch abbilden zu können (andernfalls wird die flanke "eckig" am Knick. Da das eine erhöhte Rechenleistung vorraussetzt, ist bei vielen DSP`s da das Limit gesetzt.
Je höher und punktueller nun der Eingriff ist, desto steiler wird auch die Flanke. Darum hat man früher gesagt, man soll nicht mehr als 3dB absenken/anheben. Heute ist auch 10db mit einigen Modellen kein Problem mehr.
Geht das nur mir so, oder gibt es noch andere die das für Blödsinn halten?!
Der DSP rechnet natürlich keine Funktionen mit etlichen Punkten, um eine Flanke nachzubilden. Ein DSP rechnet in der Zeitdomäne und das gewöhnlich mit rekursiven Filtern. Typischerweise werden die Filter in kaskadierte Filter 2. Ordnung aufgeteilt, um durch unabhängige Skalierung das Koeffizientenrauschen zu verringern.
Diese Filter 2. Ordnung bestehen immer aus 5 Koeffizienten und können z.B. ein parametrisches Band oder auch ein Hochpass- oder Tiefpassfilter mit 12 dB/Okt. abbilden.
Will ich eine steilere Flanke benötige ich mehr Koeffizienten (Ein weiteres Filter 2.Ordnung mit 5 weiteren Koeffizienten oder ein weiteres Filter 1. Ordnung mit 3 Koeffizienten). Das erfordert etwas mehr Rechnenleistung und etwas Speicher, die Flanke "franzt" natürlich in
keinster Weise aus.
Die Rechenzeit für die weiteren Koeffizienten muss natürlich bei der Wahl des DSPs eingeplant sein. Wenn ein DSP wirklich "überfordert" ist, dann klingt es nicht schlechter, sondern dann kommt Signalmüll aus dem Ausgang (alles, nur keine Musik )...
Selbst wenn nicht alle Filter genutzt werden, werden alle Filter berechnet - Die ungenutzen stehen halt auf 1.
Die Filter werden einfach über eine Bilineare Transformation berechnet, natürlich vollkommen arithmetisch und nicht numerisch (mit etlichen Punkten).
Und abgesehen von leichten Bandbreitenkompression zu Frequenzen nahe 20000 Hz, ist eine Flanke mit x dB/Okt und ein Filter mit der Güte y immer gleich steil, egal ob bei tiefen oder hohen Frequenzen.
Ob die Flanke es EQ-Bandes mit höheren Anhebungen oder Absenkungen steiler wird, hängt vom Typ ab. Bei einem typischen parametrischen Band ist das der Fall, bei einem Peaking- oder Notch-Filter, ist die Flanke konstant. (Ja, es gibt einen elementaren Unterschied zwischen einem parametrischen und einem Peaking-Filter - Auch wenn parametrische Filter oftmals Peaking-Filter genannt werden

)
PS: In Autoradios wird die Funktion des DSP oft vom einem Microcontroller übernommen. Der übernimmt dann auch andere Funktionen (wie z.B. Digital-Tuner). Da ist die tatsächlich Rechenleistung begrenzt, da die Rechenwerke teilweise auch nicht für DSP-Rechenstrukturen optimiert sind.
Manchmal wird die Flexibilität eines DSP eingeschränkt, wahrscheinlich um den Nutzer nicht zu überfordern, oder um vorberechnete Filter nur noch skalieren zu müssen. Da geht es aber meist um die Genauigkeit der Frequenzabstufung oder die Filtergüte...