Hallo Leute
Ich habe den Eindruck, daß die Aussage „...Da höre ich keinen Unterschied“ oftmals durch Fehler beim Vergleichen zustande kommen.
Darum möchte ich heute mal ein paar Tipps abgeben, wie man IMHO einen DBT-freien Hörtest durchführen sollte. Die andere Sorte ist hier ja schon ausführlich behandelt worden.
Dies ist nicht unbedingt darauf getrimmt, um dem maximalen Hörgenuss zu garantieren. Dafür ist längeres Hören und Selbstbeobachtung nötig. Eher kann man so gut auch geringe vorhandene Klangunterschiede entdecken.
Sicherlich handelt es sich hierbei eher um eine Empfehlung für Einsteiger. Manches mag einem merkwürdig vorkommen, ich habe es aber schon öfter anders beobachtet. Über den gesamten Beitrag kann man sich ein großes ‚IMHO’ gestülpt vorstellen.
Das wichtigste zuerst: Immer locker bleiben!!! Möglichst unvoreingenommen.
Wenn man keine Lust (mehr) dazu hat, sollte man es besser lassen oder abbrechen. Verzweifeltes suchen („Aber da muss doch...“) führt zu nichts.
Außerdem muss selbstverständlich sein, daß keiner der Hörer verar***t wird. Sobald jemand das Gefühl hat er soll aufs Glatteis geführt werden, oder sich das Gefühl einer Prüfungssituation ergibt, kann man nicht mal mehr ein Bose-Wave-Radio erkennen. Dann ist alles zu spät.
Natürlich kann man die Änderung dabei auch ‚halbblind’ durchführen. Dann würde ich die verschiedenen Versionen mit ‚vorher/hinterher’ oder A/B bezeichnen. Aber bitte keine Fallen einbauen! Ohne Vertrauen – keine Ergebnisse.
Mit 2-4 Hörern gefällt es mir persönlich besten. So kann man gut querchecken.
Am Anfang sollten sich alle eine Weile einhören. Musik, die man gut kennt ist zweifellos am besten zu Vergleichen geeignet. Es muss nicht speziell audiophiles Material sein. Wichtiger ist ein guter persönlicher Zugang zur der Musik. Identische Lautstärke, gleiche Sitzposition etc sind natürlich Vorraussetzung.
Am besten funktioniert es, wenn man eine kurze Passage von 30-90s auswählt, die man bei Bedarf auch mehrfach wiederholen kann. (Liedanfang oder A-B-Repeat am CDP.) Eine Stimme sollte aber schon enthalten sein.
Dann wird der Testaufbau geändert. Zügig aber nicht hektisch. Eine kurze Pause dadurch ist kein Problem, aber bitte möglichst wenig Ablenkung. Gut ist, wenn nur einer alleine das Umbauen erledigt, damit die anderen locker bleiben können.
Der Player sollte immer erst wieder gestartet werden, wenn alle Hörer ihren Hörplatz eingenommen, und durchgeatmet haben. Immer locker! Schon die ersten Tönen prägen entscheidend die Einschätzung. Bitte die Passage immer wieder von Beginn an starten! Nicht mittendrin stoppen und fortsetzen!
Nach einem Durchgang (ein Fader am CDP hilft hierbei!) sollte jeder kurz seine Eindrücke sortieren um nicht unbewusst von den anderen überredet zu werden. Sinnvoll ist es, wenn die weniger erfahrenen Hörer ihre Eindrücke zu erst beschreiben. Jeder hat hierfür ja auch sein eigenes Vokabular.
Wichtig ist, sich nicht unbewusst gegenseitig zu beeinflussen. Wenn jemand nichts, oder etwas anderes hört, ist das absolut OK. Alles ist subjektiv.
Wenn sich bei mehreren Hörern fast gleiche Empfindungen heraus kristallisieren, kann man Zufälle wohl ausschließen.
Moderatoren, die alles vorweg nehmen schrecken mich aber ab.
Das Rückrüsten des Testaufbaus mit Wiederholung hilft zur Bestätigung oder zum ‚in Frage stellen’ der Ergebnisse. Bei Bedarf wiederholen.
Manchmal kann es helfen, wenn erfahrenere Hörer später Hinweise geben, worauf es sich zu achten lohnt. Nicht alle Unterschiede fällen einem auf Anhieb auf.
Worauf sollte man hören?
Ich empfehle immer nicht nur auf mehr Bass, Höhen oder so, zu achten. Sinnvoller ist es, einfach die Musik auf sich wirken zu lassen.
Welche Emotionen kommen rüber? Spielen die Musiker mit mehr Motivation, mehr Swing oder besser zusammen? Bleibt z.B. der Sänger eher im Hintergrund. Wird es aufdringlich oder ruhiger?
Fällt es einem leichter die Umgebung des Tests zu vergessen und tritt schlicht die Musik in den Vordergrund? Hat man Lust lauter oder länger hören. Das ist ein gutes Zeichen.
Mir hilft es zu Beispiel, mir einen Raum vorzustellen, in dem die Sänger und Musiker angeordnet sind. Dieses Bild Vergleiche ich dann. Wo steht der Sänger? Tritt er vielleicht einen Schritt nach vorne?
Ob die Augen dabei offen oder geschlossen sind, bleibt jedem selbst überlassen.
Auch finde ich, man sollte nicht gehemmt sein, intuitiv über ein persönliches ‚Besser’ zu urteilen. (Frauen sind hier m.E. oftmals im Vorteil)
-Ob der Klang echt ist? Tja...wer weiß?
Grundsätzlich sollte man darauf achten, daß man nach Möglichkeit nur den zu testenden Parameter ändert. Netzkabel mit zufälliger Phasenlage, schiefe CDPs, Kabel an anderen Ausgängen oder Füße auf denen die Geräte Kippeln etc lassen keine wiederholbaren Ergebnisse erwarten. Fast immer wird man Jahre später feststellen, daß man manchen Dingen früher zu wenig Beachtung geschenkt hat.
Geräte mit MUTE-Funktion brauchen zum Umstecken zum Glück nicht abgeschaltet zu werden.