Kann man die Bühne per LZK verschieben?

Mister Cool

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Ich möchte in diesem Thread ein Thema ansprechen, das bei mir grosse Zweifel und viele Fragezeichen hervorruft. Es geht um die hier allgemein verbreitete Meinung/Behauptung, dass man per DSP bzw. entsprechende LZK die Position der Bühne nach Bedarf korrigieren, sprich die ganze Bühne beliebig von rechts nach links "verschieben" kann. Da mir diese Behauptung rein physikalisch sehr suspekt vorkommt, habe ich mir ein paar Gedanken darüber gemacht, versucht diese hier zu darzulegen und eine Hypothese aufgestellt, dass diese Behauptung ein Quatsch ist. Mag sein, dass ich mich irre, aber dann wäre ich auf eine plausible Erklärung und Verbesserung neugierig.
Unter plausibel verstehe ich nicht "es muss richtig sein, weil ich es schon hundert mal gemacht habe" oder "alle machen es so, also es muss richtig sein". Solche Erklärung interessiert mich nicht. Mich interessiert eher nach welchem Prinzip es funktionieren soll.

Allso zur Sache.

Zuerst habe ich versucht auf dem Bild 1 darzustellen, was die LZK eigentlich macht und wozu sie gedacht ist.

y6y6a8et.jpg


Da im Auto prinzipbedingt die einzelnen Chassis (HT, TMT, Sub) an verschiedenen Orten verbaut sind, ist ein Bilden einer angestrebten "punktuellen" Schalquelle nur durch Manipulation der Laufzeit der einzelnen Chassis möglich. Das heisst, dass das Signal des näherliegenden Chassis (z.B. des Hochtöners) "zeitlich" verzögert wird, damit es zeitgleich mit dem gleichen Signal aus dem weiterliegenden Tiefmitteltöner das Ohr erreicht. Zur Vereinfachung betrachte ich zuerst nur ein Kanal (also als ob es nur den rechten Kanal gäbe, oder als ob das Signal nur in dem rechten Kanal vorhanden wäre) und nehme an, dass die Chassis auf einer Achse positioniert sind.

Auf dem Bild 1 wird der per LZK verzögerte Hochtöner rot-gestriechelt dargestellt. Durch die LZK rückt er entlang der Achse nach hinten und bildet eine "Scheinschallquelle", die wie gewünscht deckungsgleich ist mit dem Tiefmitteltöner. Diese Verschiebung wird von beiden Ohren gleich wahrgenommen (Verzögerung um den gleichen Betrag), also es fand nur eine Verschiebung nach hinten aber nicht seitlich statt.

Und jetzt kommen wir zum seitlichen Verschieben.

Für die räumliche Ortung einer Schallquelle brauchen wir (vereinfacht) zwei Ohren.
Ich habe bewusst weitere Parameter/Aspekte, die das räumliche Empfinden bestimmen ignoriert, da sie nicht per LZK manipuliert werden und für diese Betrachtung irrelevant sind.

Auf dem Bild 2 wird eine Schallquelle in Position 1 dargestellt.

e2eva2as.jpg


Hier betrachte ich erneut nur ein Kanal bzw. ein Signal, das nur in einem Kanal vorhanden ist. Position solcher Schallquelle wird (vereinfacht) vom Gehirn dadurch bestimmt, in dem die Laufzeitdifferenz zw. dem linken und rechten Ohr ausgewertet wird. Ist die Laufzeitdifferenz gross, muss die Schallquelle seitlich liegen, ist die Laufzeitdifferenz gleich Null, liegt die Schallquelle mittig/vorne (oder hinten).
Und jetzt wir langsam spannend. Um solche Schallquelle "virtuell" per LZK seitlich zu verschieben (z.B. auf die Position 2), sagen wir mal um das rechte Ohr um einen bestimmten Winkel zu drehen, müsste ich jetzt die LZK für eine und die gleiche Schallquelle individuell für das linke und rechte Ohr manipulieren. UND DAS GEHT NICH!!!
Zur Verdeutlichung: auf dem Bild 2 sehen wir, dass nach der "virtuellen" Verschiebung der Schallquelle in Position 2 der Abstand zum rechten Ohr unverändert blieb, aber zum linken Ohr verringert wurde. Somit verringerte sich die ursprüngliche Laufzeitdifferenz LZD 1 auf LZD 2.
Das müsste per LZK so umgesetzt werden, dass das Signal z.B. unverändert das rechte Ohr erreicht -> LZK(R) = 0 und das gleiche Signal um die LZK(L) = LZD1 - LZD2 "beschleunigt" das linke Ohr erreichen müsste. Und das geht per DSP eben nicht. DSP kann so ein Signal in einem Kanal für beide Ohren nur gleich manipulieren, was zu einer Verschiebung entlang der Achse (also weiter oder näher) aber nicht seitlich (nach links oder rechts) führt. Das sehen wir noch mal auf dem Bild 3.

tatubene.jpg


Und ja, ich weiss dass man per DSP die Signale nur verzögern und nicht beschleunigen kann, aber das ist für diese Betrachtung irrelevant.

Was muss also passieren, damit die offensichtlich wahrnembare Bühneneverschiebung per LZK, von der ständig gesprochen wird, stattfindet?
Dazu brauchen wir (vereinfacht) zwei Schallquellen, die das gleiche Signal wiedergeben. Also ein Mono-Signal das durch Stereolautsprecher wiedergegeben wird. dazu habe ich das Bild 4 erstellt.

ga3yjune.jpg


Wird das Monosignal "unmanipuliert" von beiden Lautsprechern wiedergegeben, wird es in der Position 1 geortet/wahrgenommen. Wird aber das gleiche Signal in einem der Kanäle per LZK manipuliert - siehe LZK(R) oder LZK(L) - wird es durch die von dem linken und rechten Ohr unterschiedlich wahrgenommenen Laufzeiten als seitliche Verschiebung ausgewertet.
Zur Verdeutlichung / Beispiel: die linke Schallquelle bleibt unverändert und die rechte Schallquelle wird um LZK(R) verzögert. Da die rechte Schallquelle, die dominant für das rechte Ohr ist, wird das Gehirn das an das rechte Ohr später ankommende Signal (sprich die Laufzeitdifferenz) als Verschiebung nach links auswerten.

Also es geht doch?

Ja, aber NUR FÜR DIE MONOANTEILE in dem Musiksignal, also für die Signale, die in beiden Kanälen vorhanden sind. Die Signale, die nur in einem der Kanäle vorhanden sind, lassen sich nicht seitlich verschieben!

Aber wir wissen doch, dass die Musik nicht aus reinen Monoanteilen und reinen Links-/Rechts-Signalen besteht. Es ist eine Mischung aus allem dazwischen. Das heisst in Konsequenz, dass die mononolästige Anteile wirksam verschoben werden, und die Stereoanteile je nach "Kanallästigkeit" unterschiedlich stark bzw. gar nicht verschoben werden. Das Verschieben der Bühne ist zwar wahrnehmbar (wie es behauptet wird), aber es wird nicht alles gleich verschoben. Die Positionsverhältnisse ändern sich -> es macht de Facto die ursprüngliche räumliche Aufteilung Kaputt!!!

Zur Vereinfachung/Beispiel:

Wir haben ein Kontrabass nur Links, ein Schlagzeuger in der Mitte ("mono") und ein Saxophon nur rechts. Jetzt verzögern wir per LZK den rechten Kanal. Der Kontrabassist bleibt wo er war, der Schlagzeuger rutscht nach links und kuschelt plötzlich mit dem Bassist, und der Saxophonist steht unverändert alleine in der gleichen Ecke wo er war, aber etwas weiter weg.

Und das ist das, was ich bereits an einer anderen Stelle (in einem anderen) Thread als matschige Bühne bezeichnet hatte.

Ich bin gespannt auf Eure "Gegenmeinung" bzw. weitere Erklärung.
 
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*omgwtfbbq*

Interessante Ausarbeitung, ich glaube wenn ich mir den Text noch 3 mal durchlese, werde ich es richtig verstanden haben...:thumbsup:
 
Und wie beeinflusst man dann die Bühne richtig ????????????????????
 
Erstmal alles konstruktiv soweit wie möglich richtig machen.
Reine links bzw. rechts Signale liegen ja eh schon ganz am äußersten Rand der Bühne.
Klar wird die Bühne im Auto auf einer Seite immer etwas gepresster sein als auf der anderen...vor allem wenn die
Bühnenmitte über dem Lenkrad sein soll.
Viel Rauminformationen werden auch durch Pegelunterschiede und Reflektionen erreicht.
Theoretisch gibt's auch nur ein richtige Korrektur der Laufzeit...die Bühnemitte ist dort wo sie ist und nicht dort wo gewünscht.
Letztendlich ist alles nur ein Kompromiss ;)
 
genau genommen wenn du dich in die Mitte deiner Stereo Anordnung setzt ;)

@TE: Vielen dank, eine Frage die mich auch schon beschäftigt hat ist beantwortet und verstanden!

@Stephan: die rechts links Verschiebung deiner Bühne kann man meines Erachtens, einigermaßen brauchbar, nur mit unterschiedlich lauten Kanälen realiesiern.

Grüße
 
Und wie beeinflusst man dann die Bühne richtig ????????????????????

Ich nutze hier gerne Fortissimo's Worte

"... vor allem wenn die Bühnenmitte über dem Lenkrad sein soll.... gibt's auch nur ein richtige Korrektur der Laufzeit...die Bühnemitte ist dort wo sie ist und nicht dort wo gewünscht...Letztendlich ist alles nur ein Kompromiss..."

Ich habe mich für die kompromisslose Variante entschieden :-)

Ich habe die Bühnenmitte so platziert, dass sie dort ist, wo sie gewünscht war: über dem Lenkrad (im wahrsten Sinne des Wortes), und zwar ohne LZK Tricks :-)

e8yzena6.jpg
 
Interessantes Thema!

Darüber wurde ja bereits häufig diskutiert.

Allerdings habe ich ein paar Bedenken.

Die Laufzeitkorrektur dient (mMn) nicht dazu irgendwelche Lautsprecher oder Signale zu verschieben!


Gehen wir mal vom Idealfall aus: wir sitzen wie zu hause auf dem Sofa im Stereodreieck.
Dort haben wir (mal abgesehen vom Raum, der fleißig biegt und reflektiert) zwei Lautsprecher in exakt dem gleichen Abstand und mit exakt dem gleichen Pegel vor uns stehen.
Daher sind Monoanteile (z.B. die Stimme eines Sängers usw.) direkt mittig vor uns und
die Stereoanteile zwischen diesen Lautsprechern verteilt, dort wo der Tontechniker sie "hingemixt" hat (STARK vereinfacht gesprochen)

Was ist nun unser Problem im Auto? (gehen wir mal bewusst von nur zwei Schallquellen mit identischem Frequenzganz am Hörplatz aus)
Wir sitzen einfach dichter am linken Lautsprecher als am Rechten.

Deshalb ist a) der linke Lautsprecher lauter als der Rechte und b) kommt der Schall (bedingt durch den Weg den der Schall zurück legen muss) vom linken Lautsprecher früher an.

Was tun wir dagegen?

Wir sagen unserem DSP, dass er das Schallsignal genau so viel später abgeben soll, dass der Schall aus beiden Lautsprechern zeitgleich am Ohr ankommt.

Nun haben wir nur noch den Pegelunterschied.

gleichen wir diesen aus, sodass der Schall von beiden Lautsprechern exakt gleich laut an den Ohren ankomm, dann ist die Bühnenmitte exakt vor uns.
Allerdings haben wir dann immer noch ein falsches Seitenverhältnis.
Daher müssen wir den Pegel des rechten Lautsprechers etwas erhöhen und "schieben" damit die Mitte in die Mitte des Armaturenbrettes.

So gehe ich dabei zumindest vor.

Dass das Ganze etwas idealisiert ist, ist klar.
 
@ Mister Cool:

auch ne Idee.

Wo sitzt dort der rechte TMT?
 
Hi,
Ich habe nicht ganz verstanden, was Du unter einem falschen Seitenverhältnis verstehst, dass Du anschliessen durch Pegelanhebung rechts korrigierst.

Der rechte TT sitzt wie gewohnt in der rechten Tür. Aber da ich mich ganz bewusst aus Räumlichkeitsgründen für Breitbänder entschieden habe, wird das für das räumliche Orten entscheidende Frequenzspektrum ab 400 Hz von den Breitbändern wiedergeben. In dieser Anordnung ist deren Raumwiedergabe so ultrapräzise und dominant, dass der TT vollkom in Hintergrund tritt und "nicht ortbar" wird
 
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Alles was sich von der Mitte aus gesehen bis zum linken Lautsprecher abspielt spielt sich dann vom Tachohügel bis zum Lautsprecher ab und das sind sagen wir 50cm und alles, was sich von der Mitte zum rechten abspielt, spielt sich auf sagen wir auf 1m ab.

d.h. die linke Bühnenhälfte ist halb so breit wie die rechte.
 
Verstanden, das bestätigt meine "theoretische Analyse", die ich etwas "überspitzt" durch den "kuschelnden Schlagzeuger" dargestellt habe -> linke Seite wird komprimiert, rechte auseinandergezogen
 
ich weis das es bei dir anders ist mit den BB und du im Stereodreieck sitzt, 99,9% der User sitzen jedoch nicht im Stereodreieck.

Hab mir mal deine Grafik kurz ausgeborgt...

Da wir aussermittig sitzen reicht eine "normale" Korrektur der LZ nicht aus, die linke Seite ist doiminanter, wirkt gestaucht, deshalb sind weitere Korrekturen nötig
leider ist alles wie schon Fortissimo geschrieben hat "kompromissbehaftet".
 

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meiner erfahrung nach, ist das "schieben" der bühne in die mitte des armaturenbrettes nur durch anpassen von laufzeit und pegel möglich, da wie gerhard schon geschrieben hat, wir außermittig sitzen und die darstellung der bühnenmitte in der mitte des armaturenbrettes nicht rein durch schieberei des pegels hinzubekommen is!

jetzt ist nur die frage, wie sich soetwas wirklich plausibel berechnen lässt ...... in wieweit man pegel UND lzk verändern muss um von der mitten darstellung direkt vor der nase (bei passender lzk und pegel) zur mitten darstellung in der mitte des armaturenbrettes .....
 
Das mit dem Pegel ist oft garnicht soo dramatisch da die linke Seite deutlich mehr außerhalb der Achse gehört wird....und in dem Bereich wo die Bündelung noch nicht einsetzt, sind die Signale eh hauptsächlich "eher mono" und
in diesm Bereich hat die LZK auch für den Mensch mehr Wirkung.
 
Damit wir das gleiche meinen wenn wir das gleiche sagen, habe ich noch ein Bild mit einem "Histogramm" vorbereitet.
Meine Vorstellung von einer "Wunschbühne" ist: die Bühne ist mittig über dem Lenkrad plaziert und ist nach links und rechts symetrisch verteilt (die ursprunglichen Seitenverhältnisse in dem aufgenommenen Signal bleiben erhalten)
 

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Jetzt fehlt noch ein Bild mit der akustischen und korrigierten Bühnenmitte in der Mitte vom Auto.
Wenn ein Monitorradio eingebaut ist, muss doch die Bühnenmitte auch zum Bild passen ;)
 
dein denkfehler liegt denke ich in der ausgangssituation!

die wird leider so aussehen, dass ohne pegel und lzk angleichung zwischen links rechts die bühne links noch extremer gestaucht wird als in situation 3, da der pegel von links zu hoch und die laufzeit zu niedrig sind.

wenn nun lzk und pegel am ohr exact richtig sind haben wir situation 3, was viele aber gerne hätten wäre situation 1 (deine ausgangssituation) und um von 3 auf 1 zu kommen muss eben sowohl pegel und die lzk angepasst werden!

bei situation 1 wäre es so, dass nichts gestaucht/gestreckt wird, nur du eben außer mittig sitzt. hier hast du eine breitere bühne als bei deiner "wunschbühne" und dennoch passende positionen und abstände
 
Ich gebe dem Markus da völlig recht.
Eigentlich versuchen wir immer Situation 1 zu schaffen aber bei den meisten wird es immer nur Situation 3...

Leider kann ich nicht dazu beitragen warum das so ist. :hippi:

MFG:beer:
 
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wie gesagt, zu situation 3 kommt es dann, wenn zb die LZK per arta gemessen wird und dann noch die pegel L/R am hörplatz wirklich identisch sind
 
...ich messe die LZ ja nicht, sondern stelle diese nach Gehör ein. Man hört es oft/meistens recht deutlich wenn die LZ "stimmt" (oder annähernd stimmt).
Und du hast recht, wenn die Pegel dann noch gleich sind ist die Bühnen Mitte vor einen.

Aber den linken Lautsprecher leiser machen, kann doch auch nicht richtig sein? :kopfkratz:


MFG:beer:
 
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