Expertenfrage zu Filtersteilheiten, Filterarten und Trennfrequenzen (DSP, Car-Hifi)

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17. Nov. 2023
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Hallo Klangfuzzis,

nach Jahren an Messen, Simulieren, Lesen von Fachliteratur und Beiträgen hier im Forum habe ich verschiedene, sich teils widersprechende Methoden aufgefasst, wie Trennfrequenzen bei Hochpass- und Tiefpassfiltern (bspw. in einem Dreiwege-System) eingestellt werden sollten.

Oft geschriebene Beispiele:
  • „Das akustische Ziel sollte im Regelfall eine Flankensteilheit von 24 db/Oktave mit Linkwitz-Riley Verhalten sein. LR24-Filter mit identischer Hochpass- und Tiefpass-Frequenz sind die einzige Filterkombination, die unter Berücksichtigung der Phase mathematisch zu einer perfekten Addition führen“ (Quellen: Fachbuch, Mosconi-Entwicklungschef, ...)
  • „Die am besten klingenden Systeme bei AYA etc. haben meist flache 6 dB-Filter, um möglichst flache Phasenverläufe zu haben“ (Quelle: Hörensagen von einzelnen AYA Teilnehmern, also nicht unbedingt belastbar --> Gerne kommentieren, da dies ja so ziemlich das Gegenteil der LR24-Theorie wäre)
  • „12 dB Filter“ aus diversen Gründen:
    • mit Phasendrehung einfach anwendbar
    • in Kombination mit dem 12 dB-Abfall von geschlossenen Chassis ergibt sich in Summe der oben als perfekt erachtete 24 dB-Abfall

Frage:
Wie gehen die Erfahrenen von euch hier vor, um bspw. Dreiwegesysteme sauber abzustimmen? Gibt es ein generelles Ziel bei hochwertigen Systemen wie bspw. „möglichst flache Filter“ oder „akustisch LR24“?
Um nicht zu sehr verallgemeinern, würde ich erst mal auf den Übergang TMT zu MT und MT zu HT einschränken, da nach meinem Verständnis im Tieftonbereich andere Faktoren hinzukommen (s. unten).
Mein gedankliches Ziel ist eine möglichst perfekte Bühnenabbildung, somit sollte ein möglichst identischer Phasenverlauf von beiden Chassis absolute Priorität haben - schließt das dann 6 dB Filter nicht aus? Selbst mit Allpassfiltern bekommt man dann nur schwer eine perfekte Addition mit -15° Abweichung über den breiten Überlappungsbereich hin...


Weitere Gedanken, bewusst abgekapselt um den Fragenteil oben nicht zu sehr in die Länge zu ziehen:
  • „elektrische 12 dB Filter ergänzen sich mit dem akustischen Abfall von geschlossenen Gehäusen ideal zu akustischen 24 dB-Filtern.“
    --> Dies macht für mich bei Tiefton-Lautsprechern Sinn, bei denen die Hochpass-Frequenz oft sehr nah an der Resonanzfrequenz liegt (bspw. Fs eines von mir simulierten 165mm TMTs = 75 Hz, Fbox9l = 100 Hz, HPF wird bspw. bei 60 - 100 Hz gesetzt und nimmt somit die 12 dB vom geschlossenen Gehäuse mit. Hier ergibt sich tatsächlich in Summe tatsächlich eine akustische 24 dB-Flanke, die ich in WinISD simuliert auch (theoretsich) nachweisen kann.
    Jedoch: Bei Mittel- und Hochtönern werden Hochpassfilter bei mindestens der doppelten bis dreifachen Fs gesetzt, wodurch die zusätzlichen 12 dB nur im Bereich bei über 20 dB Dämpfung relevant werden - bis dahin hat die Flanke eher eine Steilheit gemäß 2. - 3. Ordnung und nicht 4. Ordnung.
    --> Gibt es hier auch klanglich exzellente Beispiele mit 12 dB-Filtern bei MT oder HT, die zu einer besseren Bühnenabbildung führen können, als mit Filtern 1., 3., oder 4. Ordung?
  • Unter der Annahme, dass die Literaturempfehlung „LR24 als akustisches Ziel“ zu folgen ist: Müssten dann Tiefpassfilter nicht auch elektrisch als LR24 ausgelegt werden, wenn man Lautsprecherchassis hat, die ab dem Tiefpasspunkt noch mehrere Oktaven linear spielen? (was ja bei hochwertigen Chassis oft der Fall sein sollte).
  • Oft liest man davon, jeweils Butterworth-Filter 2. Ordnung (also 12 dB/Oktave) für HP und TP zu nutzen, jedoch jeweils 30% nach außen zu verschieben (also statt 2x 2 kHz, TP mit 1,7 kHz und HP mit 2,3 kHz). Das führt zwar zu einem flachen Amplitudenverlauf, aber nicht ideal passenden Phasen über weitere Frequenzbereiche. Kann eine solche Filterung im Mittelhochtonbereich zu einer perfekten Bühnenabbildung führen?

WinISD-Screenshots kann ich bei Interesse gerne nachreichen.

Ich freue mich insbesondere über Antworten von Experten mit viel Erfahrung ;-)
 
Die beschriebene Beispiele könnten zutreffen, wenn

A: Alle das gleiche Fahrzeug fahren
B: Alle die gleichen Chassis eingebaut haben
C. Alle Chassis am gleichen Ort verbaut sind
D: Alle das Gleiche Hörempfinden haben

Da dies endeutig nicht der Fall ist, kann es aus meiner Sicht keine pauschalen Aussagen geben. Da muss man selbst probieren.

Aber, es wäre natürlich cool, wenn einige EMMA/Aya Teilnehmer hier für die Statistik posten könnten, was sie z.B für Trennungen nutzen. Rein aus Interesse.

Ich nutze zu 99% BW 24db oder je nach Situation 12db, manchmal sogar 30db oder 48db, hängt davon ab. LW 24db läuft im Fahrzeug akustisch schwierig, starker Abfall etc. Bei BW muss ich die etwas andere Phasendrehung als bei LW beachten, z.B. 24db, ansonsten sehe ich im Fahrzeug für mich mehr Vorteile als Nachteile.
 
Zuletzt bearbeitet:
Frage:
Wie gehen die Erfahrenen von euch hier vor, um bspw. Dreiwegesysteme sauber abzustimmen? Gibt es ein generelles Ziel bei hochwertigen Systemen wie bspw. „möglichst flache Filter“ oder „akustisch LR24“?
Um nicht zu sehr verallgemeinern, würde ich erst mal auf den Übergang TMT zu MT und MT zu HT einschränken, da nach meinem Verständnis im Tieftonbereich andere Faktoren hinzukommen (s. unten).
Mein gedankliches Ziel ist eine möglichst perfekte Bühnenabbildung, somit sollte ein möglichst identischer Phasenverlauf von beiden Chassis absolute Priorität haben - schließt das dann 6 dB Filter nicht aus? Selbst mit Allpassfiltern bekommt man dann nur schwer eine perfekte Addition mit -15° Abweichung über den breiten Überlappungsbereich hin...
Das Anstreben einer perfekten Bühnenabbbildung hat wohl jeder. Der Weg dorthin ist aber für jeden Erfahrenen/Profi anders. Da wird es hier und da Gemeinsamkeiten geben, aber spätestens bei Phasenbeurteilung, Impulsantowrt, Group Delay etc. wo es Tief in die Materie geht, wirst dann schon schwer. Allein schon die Messmethode, Wedeln, Punkt-Messungen, Binaural, gehen die Meinungen auseinander.

Frequenzgang sehe ich, wenn man eine Zilekurve hat das einem zusagt an der man sich orientiert, als nicht die grösste Herausforderung.

Phase, Laufzeit sind der schwierigste Teil.
 
Wenn man akustisch eine LR24dB Trennung anstrebt, wird die Phase auch einer LR24dB Flanke entsprechen, egal welche elektrischen Filter dahinter stehen.
Problematisch wird es dann, wenn man versucht eine LR24dB elektrische Trennung die akustisch zu einer 30dB oder sogar 36dB Flanke führt, wieder zu einer 24dB Flanke zurecht zu "biegen". Sowas ist eigentlich immer ein gutes Rezept sich den Klang zu versauen.
Mehr als 24dB elektrische Filter sind im Auto eigentlich nie nötig, zumindest ist mir noch kein Fahrzeug unter gekommen bei dem eine steilere elektrische Flanke notwendig gewesen wäre.

CarHifi_Enthusiast schrieb:
Mein gedankliches Ziel ist eine möglichst perfekte Bühnenabbildung, somit sollte ein möglichst identischer Phasenverlauf von beiden Chassis absolute Priorität haben - schließt das dann 6 dB Filter nicht aus? Selbst mit Allpassfiltern bekommt man dann nur schwer eine perfekte Addition mit -15° Abweichung über den breiten Überlappungsbereich hin...

Da man bis ca. 50° Phasenabweichung immer noch mehr als 5dB Summierung hat, spielt das kaum eine Rolle. Dazu kommt, das in minimalphasigen Systemen der Phasenverlauf direkt dem Frequenzverlauf folgt, d.h. ist der Frequenzgang inkl. Flanken sauber, ist dies auch die Phase, und das abhängig von den verwendeten elektrischen Filtern.

Für die Bühnenabbildung ist übrigens ab einer bestimmten Frequenz eher der Lautstärkeunterschied zwischen Links und Rechts entscheidend, als die relative Phase zwischen links und rechts wenn die Laufzeitkorrektur korrekt durchgeführt wurde.
Der Punkt ist individuell, da er vom Abstand der Ohren zueinander und den Wellenlängen den Wellenlängen der Frequenzen abhängig ist. Bei 5kHz z.B. kann alleine das Drehen des Kopfes um in den Aussenspiegel zu schauen Phasenfehler im Bereich mehrerer Größenordnungen bedeuten, und das wird mit zunehmenden Frequenzen immer stärker. Bei 10kHz sind das dann potentiell sogar mehrere tausend Grad an Phasenfehlern zwischen links und Rechts.

Mein Vorgehen daher:

- akustisch LR24dB ist das Ziel, wie das elektrisch erreicht wird, ist fast (!) egal
- keine höheren Filter als 24dB elektrisch für die Frequenzweiche
- Soviel EQ wie nötig, so wenig wie möglich (für die jeweilige Anforderung)
- ich persönlich setze die elektrischen Frequenzweichenfilter so, dass die gemessene akustische Flanke des Treibers nahe an die idealisierte Flanke heran kommt. Das kann bedeuten LR24dB elektrisch, 12dB BW, 18dB BW, 12dB Bessel, übrigens auch im Mittel- und Hochton, ohne dass ich massiv am EQ in den Flankenregionen spielen muss. ;)
- ich mag Besselfilter im Übergang Mittelton zum Hochton. :p

Laufzeit ist übrigens mit am einfachsten, da es in jedem Auto für jeden Fahrer für die jeweilige Sitzposition genau eine korrekte Einstellung gibt, die sich im Zweifel sogar mit einem Maßband messen lässt.
 
Akustisch LR24 und elektrisch mit anderen Filtern, bin ich bei dir. Aber elektrisch LR24 und akustisch LR24 im Auto schwierig.
 
Laufzeit ist übrigens mit am einfachsten, da es in jedem Auto für jeden Fahrer für die jeweilige Sitzposition genau eine korrekte Einstellung gibt, die sich im Zweifel sogar mit einem Maßband messen lässt.
Grundsätzlich ja, aber im HT-MT Übergang muss mann doch nachmessen und gegenhören. 0,02 ms z.B. machen einen Unterschied, dem man mit Zollstock nicht ermitteln kann.
 
Akustisch LR24 und elektrisch mit anderen Filtern, bin ich bei dir. Aber elektrisch LR24 und akustisch LR24 im Auto schwierig.
Das funktioniert sogar sehr gut, wenn das Chassis erstmal glatt gezogen wird (auf die Zielkurve ohne Frequenzweiche).
Dabei aber beachten, das bis mindestens eine Oktave unterhalb des Highpass und/oder oberhalb des Tiefpass linearisiert wird.
 
Grundsätzlich ja, aber im HT-MT Übergang muss mann doch nachmessen und gegenhören. 0,02 ms z.B. machen einen Unterschied, dem man mit Zollstock nicht ermitteln kann.
Es sollte so genau sein wie möglich, da bin ich bei Dir.
Ob es in diesem Bereich auf 0.02ms genau sein muss? Die Psychoakustik sagt nein, da jede Kopfbewegung in diesem Frequenzbereich mehr Phasendreher verursacht als ein Fehler von 0.02ms in der Laufzeitkorrektur.
Dennoch sagt auch mein innerer Monk das es so genau sein muss. :p
 
Ziel sollte immer eine möglichst flache Flanke sein um die Phasendrehung und das Groupdelay so gering wie möglich zu halten.
24db sehe ich hier auch als Maximum.
In der Praxis muss man aber immer schauen was die Chassis elektrisch aushalten, wenn sie so breitbandig mitspielen sollen.
Entscheidend ist auch zu schauen wie breitbandig bietet mir mein Verbau überhaupt die Möglichkeit zwei Chassis miteinander zu koppeln. Wenn das Zeit und Reflektionsverhalten der Chassis nur eine schmales Fenster hergibt, kann es sinnvoll sein steiler als 12 db zu trennen um Fehler neben diesem Fenster besser zu unterdrücken.
BU Filter sollte man elektrisch nicht auseinander ziehen, ein gemeinsamer EQ auf der Trennung zur Linaearisierung ist meist besser.
Lzk Anpassung in kleinen Schritten um den Zollstockwert herum sind immer zu testen und oft sinnvoll, dies zu hören ist aber nicht einfach, ich lerne da auch noch.
 
Ich ziehe meine Butterbrote auch schon sehr lange nicht mehr auseinander. War gefühlt ein "Anfängerfehler" bei mir. Man bleibt viel flexibler wenn vorher alles linearisiert wird.
Überaddition korrigiere ich ebenfalls (am Ende per overall nach Zielkurve).
 
Danke euch allen schon mal für eure zahlreichen Antworten!
Da man bis ca. 50° Phasenabweichung immer noch mehr als 5dB Summierung hat, spielt das kaum eine Rolle. Dazu kommt, das in minimalphasigen Systemen der Phasenverlauf direkt dem Frequenzverlauf folgt, d.h. ist der Frequenzgang inkl. Flanken sauber, ist dies auch die Phase, und das abhängig von den verwendeten elektrischen Filtern.
Sind denn für, sagen wir mal deine Ansprüche, 50° Phasenabweichung (bspw. Hochtöner zu Mitteltöner im gesamten Überlappungsbereich, also vermutlich mindestens je eine Oktave) noch tolerierbar? Von de was man hier im Forum liest könnte man meinen, dass trotz <1 dB Einfluss die kleinen Phasenfehlwinkel zu Bühnenverschlechterungen führen können...

Für die Bühnenabbildung ist übrigens ab einer bestimmten Frequenz eher der Lautstärkeunterschied zwischen Links und Rechts entscheidend, als die relative Phase zwischen links und rechts wenn die Laufzeitkorrektur korrekt durchgeführt wurde.
Ich höre erstmals "relative Phase zwischen links und rechts" - sollte man diese relative Phase auch beachten? Wenn ja, ist das OPtimierungsziel "über ganzen FG möglichst null", und ist dies mit einem menschlichen Kopf un dem sich daraus ergebenden Ohrabstand überhaupt möglich?
In alten Screenshots habe ich meist einen ~90° Abfall zwischen 20 Hz und 20 kHz, wobei die Mosconi-SW ja den Phasenunterschied zwischen meinen Ohren (binaurales Mic) und nicht zwangläufig zwischen linken und rechten Lautsprechern anzeigt... (Beispielhafter Screenshot eines klanglich verpfuschten Standes ist angehängt, Phase in blau).

Bisher war mein Verständnis von "relativer Phase" immer die Phase der beiden zu vereinenden Chassis zueinander (also z.B. die beiden Phasengänge von Mitteltöner links, Hochtöner links)

Mein Vorgehen daher:
- akustisch LR24dB ist das Ziel, wie das elektrisch erreicht wird, ist fast (!) egal
- keine höheren Filter als 24dB elektrisch für die Frequenzweiche
- Soviel EQ wie nötig, so wenig wie möglich (für die jeweilige Anforderung)
- ich persönlich setze die elektrischen Frequenzweichenfilter so, dass die gemessene akustische Flanke des Treibers nahe an die idealisierte Flanke heran kommt. Das kann bedeuten LR24dB elektrisch, 12dB BW, 18dB BW, 12dB Bessel, übrigens auch im Mittel- und Hochton, ohne dass ich massiv am EQ in den Flankenregionen spielen muss. ;)
- ich mag Besselfilter im Übergang Mittelton zum Hochton. :p
Danke für deine Anleitung und die Beispiele! 👍
Alles nachvollziehbar, außer das Verständnis, wie aus einem realen MT- oder HT-Frequenzgang mit eine 12 dB Besselfilter in Summe ein LR24-Verhalten entstehen kann - oder verfolgst du in solchen Fällen keinen LR24-Verlauf? Meiner Simulation nach kommt ein realer Hochtöner mit 12 dB Besselfilter nicht wirklich in die Nähe eines LR24 Verhaltens (siehe Screenshot), sondern ein BW18-Filter würde in Summe einem LR24 sehr nahe kommen... (zumindest theretisch :D)
 

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Danke euch allen schon mal für eure zahlreichen Antworten!

Sind denn für, sagen wir mal deine Ansprüche, 50° Phasenabweichung (bspw. Hochtöner zu Mitteltöner im gesamten Überlappungsbereich, also vermutlich mindestens je eine Oktave) noch tolerierbar? Von de was man hier im Forum liest könnte man meinen, dass trotz <1 dB Einfluss die kleinen Phasenfehlwinkel zu Bühnenverschlechterungen führen können...


Ich höre erstmals "relative Phase zwischen links und rechts" - sollte man diese relative Phase auch beachten? Wenn ja, ist das OPtimierungsziel "über ganzen FG möglichst null", und ist dies mit einem menschlichen Kopf un dem sich daraus ergebenden Ohrabstand überhaupt möglich?
In alten Screenshots habe ich meist einen ~90° Abfall zwischen 20 Hz und 20 kHz, wobei die Mosconi-SW ja den Phasenunterschied zwischen meinen Ohren (binaurales Mic) und nicht zwangläufig zwischen linken und rechten Lautsprechern anzeigt... (Beispielhafter Screenshot eines klanglich verpfuschten Standes ist angehängt, Phase in blau).

Bisher war mein Verständnis von "relativer Phase" immer die Phase der beiden zu vereinenden Chassis zueinander (also z.B. die beiden Phasengänge von Mitteltöner links, Hochtöner links)


Danke für deine Anleitung und die Beispiele! 👍
Alles nachvollziehbar, außer das Verständnis, wie aus einem realen MT- oder HT-Frequenzgang mit eine 12 dB Besselfilter in Summe ein LR24-Verhalten entstehen kann - oder verfolgst du in solchen Fällen keinen LR24-Verlauf? Meiner Simulation nach kommt ein realer Hochtöner mit 12 dB Besselfilter nicht wirklich in die Nähe eines LR24 Verhaltens (siehe Screenshot), sondern ein BW18-Filter würde in Summe einem LR24 sehr nahe kommen... (zumindest theretisch :D)
Man muss schon sehr geschult sein, um gerade im Mittel-Hochton solch "geringe" Phasenabweichungen hören zu können.
Du musst dabei immer bedenken, dass in diesen Regionen jede Bewegung des Kopfes mehr Phasenunterschied verursacht als Du initial hattest. Daher lokalisieren wir in diesen Regionen immer weniger über den Phasen/Zeitunterschied, als über die Lautstärke (Ton von rechts ist im rechten Ohr minimal lauter als links durch die Abschattung des Kopfes). Das kommt daher, dass die Wellenlängen so klein werden, das eine Bewegung des Kopfes von rechts nach links deutlich mehr Entfernungsunterschiede verursacht, als eine Wellenlänge groß ist. Das ist allerdings individuell abhängig von der Größe des Kopfes und dem Abstand der Ohren. Daher kann man nicht genau festlegen wann genau dieser Effekt zum tragen kommt. Allgemein sagt man das ab ca. 1.5kHz die Ortung von primär Laufzeit hin zur Lautstärke verschoben wird.

Mit relativer Phase in Bezug auf Links/Rechts meinte ich tatsächlich den Laufzeitunterschied, welcher Phasenänderungen zur Folge hat. Sorry, da war ich etwas unklar.

Generell sollte für eine stabile Bühne die Phasenlage zwischen links und rechts allerdings vergleichbar sein. 100% genau bekommst Du das im Auto aufgrund der vielen reflektierenden Flächen eh nicht hin, daher ist alles < 60° Unterschied im Auto schon sehr gut. Und im Mittel- und mehr noch im Hochton wird das beinahe unmöglich zu erreichen aufgrund der vielen unterschiedlichen Reflektionen, die sich zwischen links und rechts auch noch massiv unterscheiden.
In diesem Bereich ist es allerdings auch nicht mehr so wichtig wie im Grund- und Mittelton, siehe Abschnitt 1.

Wenn Du aber links die Phase um 180° gegenüber rechts gedreht hast, kannst jegliche Bühnenabbildung vergessen. Teste einfach mal indem Du eine komplette Seite in der Phase umkehrst. Ist ja mit DSP schnell gemacht. ;)

Bezüglich 12dB elektrischer Filter und Ergebnis 24dB akustischer Antwort. Das hängt ganz davon ab wo Du die Zielkurve hinlegst und wo die elektrische Trennfrequenz.

Beispiel:
1704434377374.png
Hier die Flanke einer 12dB Bessel Trennung für eine akustische Trennung bei 2300Hz ohne Equalizing. Natürlich ist die elektrische Trennfrequenz nicht bei 2300Hz.
Willst Du die Zielkurve höher legen um obenrum nicht soviel wegnehmen zu müssen, muss die elektrische Trennfrequenz natürlich tiefer angesetzt werden. Ganz klar, und ist hier auch nur ein Beispiel.
Das das ganze generell funktioniert habe ich letzte Saison etliche male durch die AYA und EMMA Juroren prüfen lassen. ;)
 
und dann verstelle ich die Rückenlehne und habe den Kopf 10cm weiter vorne oder hinten...
 
Bezüglich 12dB elektrischer Filter und Ergebnis 24dB akustischer Antwort. Das hängt ganz davon ab wo Du die Zielkurve hinlegst und wo die elektrische Trennfrequenz.

Beispiel:
Anhang anzeigen 102514
Hier die Flanke einer 12dB Bessel Trennung für eine akustische Trennung bei 2300Hz ohne Equalizing. Natürlich ist die elektrische Trennfrequenz nicht bei 2300Hz.
Willst Du die Zielkurve höher legen um obenrum nicht soviel wegnehmen zu müssen, muss die elektrische Trennfrequenz natürlich tiefer angesetzt werden. Ganz klar, und ist hier auch nur ein Beispiel.
Das das ganze generell funktioniert habe ich letzte Saison etliche male durch die AYA und EMMA Juroren prüfen lassen. ;)
Vielen Dank für deine detaillierten Erklärungen und das super Beispiel.
Ich bin ehrlich gesagt recht überrascht über dein Vorgehen, aber deine Resultate sprechen ja ganz klar dafür.
Ich dachte bisher immer, dass eine Filterwahl wie auf deinem Bild zu so großen EQ-Bedarfen (bspw. -10 dB bei 6 kHz) führt, dass die EQ-Eingriffe wieder alles versauen. Wenn dem nicht so ist, dann probiere ich das auch mal so ;-)

Frage an dich und die anderen:
In welchem Bereich achtet ihr auf einen sauberen Verlauf von FG und Phasenübereinstimmung? Bis ca. -20 / 24 dB bzw. eine Oktave ab dem Schnittpunkt, oder mehr / deutlich weniger?
Beim gezeigten Beispiel scheint der FG ja bis ca. -40 dB gut dem Ziel zu folgen, wobei das vermutlich nicht immer in dem Maße möglich (und nötig?) ist.
 
1. Auf MAXIMALE Auslöschung im Übergang (ein Chassis um 180 Grad drehen)
2. Muss auch die benachbarte Überlappung (Oktave drüber/drunter eine Addition ZWINGEND aufweisen.
3. Damit ist die Phase immer richtig. So ist es bei mir.
4. Damit bekomme ich immer 5-6db Addition
5. Ausnahme HT-MT. Mehr als 4,5db habe in meinen Fahrzeugen noch nie gesehen. Ob es das braucht?

Addition bzw. die Überlappung hängt natürlich von den Flanken ab. Je sauberer, desto sauberer die Addition.

Die verwendeten elektrischen Filter sind für mich wurscht. Ich orientiere mich nur an der gemessenen Akustik. Das gegengehört wird ist wohl klar.
Natürlich probiere ich schon mal verschiedene Weichen oder Trennfrequenzen aus. Es bleibt aber am Ende bei dem was sich bis jetzt immer bewährt hat.

Wo mir Profis im Voraus sind, ist die Tonalität, was ich bei den besten Wettbewerbs Fahrzeugen festgestellt habe.
Da muss man viel Zeit reinstecken und man muss auch das richtige (geeignete) Fahrzeug dafür haben, wenn man ganz Hoch hinaus möchte.
 
Zuletzt bearbeitet:
1. Auf MAXIMALE Auslöschung im Übergang (ein Chassis um 180 Grad drehen)
2. Muss auch die benachbarte Überlappung (Oktave drüber/drunter eine Addition ZWINGEND aufweisen.
3. Damit ist die Phase immer richtig. So ist es bei mir.
4. Damit bekomme ich immer 5-6db Addition
5. Ausnahme HT-MT. Mehr als 4,5db habe in meinen Fahrzeugen noch nie gesehen. Ob es das braucht?

Addition bzw. die Überlappung hängt natürlich von den Flanken ab. Je sauberer, desto sauberer die Addition.

Die verwendeten elektrischen Filter sind für mich wurscht. Ich orientiere mich nur an der gemessenen Akustik. Das gegengehört wird ist wohl klar.
Natürlich probiere ich schon mal verschiedene Weichen oder Trennfrequenzen aus. Es bleibt aber am Ende bei dem was sich bis jetzt immer bewährt hat.

Wo mir Profis im Voraus sind, ist die Tonalität, was ich bei den besten Wettbewerbs Fahrzeugen festgestellt habe.
Da muss man viel Zeit reinstecken und man muss auch das richtige (geeignete) Fahrzeug dafür haben, wenn man ganz Hoch hinaus möchte.
Achtung... maximal Auslöschung garantiert nicht, dass nach Drehen um 180° die Phase wirklich korrekt ist. ;)
Die Phase kann immer noch mehr oder weniger Murks sein, alleine dadurch, dass Du dich bei der Einstellung der Verzögerung etwas vermessen hast.
Gemessen sähen die Phasengraphen der beiden Chassis dann aus wie ein X, dessen Kreuzungspunkt an der Trennfrequenz liegt.
Wenn Du in diesem Stadium ein Chassis verpolst, hast Du ebenfalls maximale Auslöschung. Daher ist die maximale Auslöschung kein 100%ig zuverlässiger Anhaltspunkt.
;)
Und wie schon geschrieben. Wenn der Phasenunterschied < 60° ist, hast Du mind. 5dB Addition. Da musst Du schon ganz genau schauen, ob das wirklich passt. Besser wäre es in solch einem Fall, die Phasengänge zu messen und zu vergleichen.
 
Ich kann dich beruhigen, dass ist nicht der Fall. Wenn alle Punkte penibel befolgt werden wie ich es beschrieben habe, dann stimmt es, weil das bei mir mit IR Messungen und Phasen Begutachtung immer zusätzlich bestätigt wurde. Natürlich unter 60 Grad und im Übergang zu 99% deckungsgleich.
 
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