Hi,
ich habe den Thread erst jetzt gesehen, nachdem er aus der Versenkung geholt wurde. Dennoch will ich mal ein paar Dinge zusammenfassen, da der Thread in meinen Augen eher für ein Mehr an Verwirrung sorgt, als diese zu beseitigen.
Zunächst haben wir drei Versionen des einfachen Falls von zwei Lautsprechern in einem Gehäuse (das ">" soll dabei wie schon vorher die Membranform nachempfinden, d.h. bei > zeigt der Magnet nach rechts):
Code:
Fall A
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> |
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Einfach zwei Lautsprecher in einem Gehäuse, gleichpolig angeschlossen, in gleicher Weise eingebaut und in die gleiche Richtung abstrahlend. Bei gleichbleibender Endstufenleistung +3dB Wirkungsgrad und doppelte Gehäusegröße braucht man auch, was allerdings wenig überrascht.
Code:
Fall B
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> |
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< |
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Ein Lautsprecher wird umgedreht eingebaut (Magnet nach außen) und muss daher verpolt angeschlossen werden, damit beide gleichphasig Schall abstrahlen. Am Volumenbedarf und am Wirkungsgradgewinn ändert sich natürlich nichts im Vergleich zu Fall A. Bereits hier heben sich aber die Nichtlinearitäten des Antriebs gegenseitig heraus. Das würde ich als Push-Pull bezeichnen.
Code:
Fall C
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> < < >
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Setzen wir den zweiten Lautsprecher auf die gegenüberliegende Gehäuseseite, wobei beide Lautsprecher gleich ausgerichtet sein sollen, so haben wir im Wesentlichen wieder Fall A. Als Unterschied ergibt sich jedoch, dass sich die auf das Gehäuse wirkende Impulse gerade gegenseitig aufheben (Impulskompensation).
Code:
Fall D
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> > < <
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Fall D beschreibt nichts anderes als eine Kombination aus Fall A und B: Die Impulse kompensieren sich und gleichzeitig werden Nichtlinearitäten der Antriebe bekämpft.
Kommen wir jetzt zu den Compound- oder Isobarik-Anordnungen:
Code:
Fall E
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Hier werden zwei Lautsprecher über ein kleines Luftvolumen zwischen ihren Membranen aneinander gekoppelt. Idealisiert betrachtet, halbiert sich der Volumenbedarf, der Wirkungsgrad sinkt um 3dB und alles andere bleibt gleich. Für den Fall, dass sich die Membranen wie im Bild gegenseitig anschauen, werden wieder Nichtlinearitäten des Antriebs aufgehoben. Dies ist aber keine Eigenschaft des Koppelvolumens und damit nicht Compound oder Isobarik zuzuschreiben!
Genau genommen halbiert der Volumenbedarf auch nicht. Man kann das Koppelvolumen in einer bestimmten Art und Weise noch zum Gehäusevolumen zählen. Wie genau, muss ich in einer Ausgabe der Hobbyhifi noch mal nachschlagen und nachreichen. Daher ist man auch nicht gezwungen die Chassis gegeneinander zu schrauben. Es ginge z.B. auch:
Code:
Fall F
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Beides ist vom Isobarik/Compound-Gedanken her das gleiche. Die rechte Version enthält wie E allerdings wieder gegengerichtete Chassis (Push-Pull).
Grundsätzlich kann man auch mehr als zwei Lautsprecher zusammenschalten. Der Volumenbedarf und der Wirkungsgrad verändern sich entsprechend weiter.
Die Krönung der "Lautsprecherverschwendung" wäre dann eine Kombination aus allein drei Systemen: Push-Pull, Impulskompensation und Isobarik/Compound, dargestellt als Fall G:
Code:
Fall G
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<> <>
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Im Vergleich zum Einzelchassis haben wir den gleichen Volumenbedarf, den gleichen Wirkungsgrad und dafür 4 Chassis verwendet

Auf der Haben-Seite steht jedoch die Impulskompensation und die reduzierten Verzerrungen.
Wie man das Kind im Einzelnen nennt, mag verwirrend und vor allem nicht einheitlich sein, aber man sollte eben am Einbau und nicht am Namen entscheiden, was man erhält
Gruß, Mirko