Ich hab dein Auto -- einen S210 MOPF, in meinem Fall mit dem 320 CDI. Und auch schönem Rost ...
Vor 2 Jahren habe ich mit diesem Thema begonnen: viel gelesen, manches angesehen und noch mehr probegehört und lange nach dem einzige wahren Einbau geforscht. Mein Ziel war möglichst guter Klang (ziemlich anspruchsvolles HiFi, nicht Bumm-bumm), einigermaßen seriöse Optik (die erzkonservative Baureihe 210 macht es einem mit den aktuellen Blinki-Blinki-Headunits nicht einfach) und ein möglichst unverbasteltes Fahrzeug mit Möglichkeit zum vollständigen Rückbau. Und natürlich Integration einer zeitgemäßen BlueTooth-Freisprecheinrichtung, wenn MP3 dabei, auch nicht schlecht.
Unverbastelt hieß für mich auch Beibehaltung des 1-DIN-Schachtes, der Umbau auf Doppel-DIN ist nicht ganz billig, nicht zuletzt wegen der neuen Holzblende.
Auch mir war die Beibehaltung der Lenkradtasten-Funktionalität anfangs sehr wichtig.
In Frage kamen daher die Headuntits von Alpine, Kenwood und Blaupunkt. Pioneer fiel trotz guter Geräte und bestem Service bald raus wegen fehlendem CanBus-Adapter (JanSQ weiß da aber mehr als ich damals und heute!). Alpine fiel raus weil ich mit dem Design gar nicht klar kam. Kenwood ebenso. Ich bin ja keine 18.
Zum Glück kam zu dieser Zeit gerade der Blaupunkt Bremen MP78 auf den Markt, der alle meine Vorgaben erfüllte und es noch immer tut. SDHC-Slot, BlueTooth, HighEnd-HiFi-Anspruch mit ordentlichem Equalizer und Laufzeitkorrektur, 6 Stk. Hochpegel-Line-Ausgänge, Aktivbetrieb möglich, alles in einem Gerät ohne Zusatzkasterln, angenehmer Preis, brauchbare Optik.
Gescheitert bin ich sofort am CanBus. Es scheint auch nach Modellpflege zumindest zwei Versionen davon zu geben, an meinem Wagen von 5/2000 ("Modelljahr 2000") wollte zB kein Blaupunkt-Adapter funktionieren. Er wurde ausgetauscht, die Hotline gequält ... keiner hatte eine Lösung. Möglicherweise liegt es bei mir am Kombinstrument, dieses kann keine Geschwindigeit im Zentraldisplay anzeigen, spätere Modelle können das. Vielleicht ist das aber auch nur das Zeichen, dass hier eine andere "Generation" vom CanBus arbeitet. Keine Ahnung, die Sache ist diffizil.
Im Endeffekt war es mir egal, der Radio ist top, nun muss ich halt 30 cm weiter hingreifen, im nachhinein kann ich nur vor solchen Entscheidungskriterien warnen! Damit schließt man möglicherweise leichtfertig die besten Geräte von vorneherein aus.
Zuerst wollte ich ganz ohne externen Verstärker arbeiten, bin aber sehr bald an den kleinen Leistungsreserven gescheitert. Bei der Weiterplanung kristallisierte sich immer mehr ein teilaktives 3-Wege-Konzept mit Sub heraus, wofür sich die Headunit wegen der tief einstelbaren Trennfrequenzen auch gut eignet. Der ebenso damals in der engeren Auswahl stehende Pioneer 88 RS II hätte zB dieses Konzept verhindert, der taugt ohne Zusatzgeräte nur für 2-Wege.
Im Beifahrerfußraum ist hinter der blechernen Fußstütze ein beachtlicher Hohlraum, dort kann man sehr elegant die Weichen und auch einen Verstärker mit geringer Abwärme samt kleinerem Cap unterbringen. Bei mir sitzen dort die selbst (ohne Tiefton-Zweig) nachgebauten HT/MT-Weichen und eine ETON MA 125.2 mit einem 6er-Paket 33.000 yF-Elkos. So hast du kurze Kabel zum Frontsystem und zur Headunit, das ist sehr angenehm! Und beim Kombi ist die Batterie ja rechts unter der Rücksitzbank, das ist auch nicht weit.
Da ich etwas ... mmmhhh ... gesteigerte Leistungsansprüche hatte (bin da etwas übers Ziel geschossen meine ich), ist der Verstärker für den Sub und die Tieftöner im Kofferraum unter dem hinteren Boden, hinter dem Unterflurfach, verbaut. Da ist ein Hohlraum, direkt über dem Tank, groß genug für einen Dietz-Cap und zwei aktiv belüftete mittelgroße Verstärker. Dort sitzen bei mir eine ETON MA 75.4 (gebrückt) mit Cap (10 Stk. 33.000 yF) für die Tieftöner und eine STEG K2.03 (gebrückt) mit blauem 1-F-Dietz-Cap für den Sub. Zum Strom ist es von dort auch nicht weit.
Mit der Wärmeabfuhr hatte ich auch im Sommer noch keine Probleme, das ist eh eine relativ kühle Stelle im Auto und rundum viel nacktes Blech. Wichtig ist vielleicht, den runden Plastikdeckel in der Mitte nicht zu verbauen, darunter ist die Tanköffnung für Treibstoffleitungen und Tankgeber.
Den Sub habe ich mittels Speakon-Winkelstecker und -Buchse gelöst: Die Buchse habe ich seitlich statt der 12-V-Steckdose in die Verkleidung einbauen lassen, das geschlossene Subgehäuse ist so geformt, dass der Laderaumabdeckungs-Rollokasten daSs Gehäuse einklemmt. Beim Steckersystem habe ich die 4-polige Speakon-Version gewählt und immer 2 Kontakte parallel geschaltet, sicher ist sicher. Dadurch, dass der Kontaktdruck bei diesem System durch das Drehen beim Verriegeln hergestellt wird, kann man mit wenig Kraftaufwand gute Stromübergänge garantieren. Das Steckersystem ist in der Bedienung deppensicher, hat eine Verriegelungstaste und baut recht klein.
Als Frontsystem fiel die Wahl auf das Helix Competition RS 6.3, ein System das seit vielen Jahren bewährt ist, relativ audiophil einzuordnen ist, über das es wenig Schlechtes zu lesen und zu hören gibt und das für meine Pegelansprüche genügt. Das System ist nicht so richtig populär, wahrscheinlich einfach zu teuer für den Mainstream. Angeblich soll die Mitteltonkalotte auch den möglichen Maximalpegel begrenzen -- ich weiß nicht wer da mehr braucht ... vorher will ich eh schon aussteigen.
Preislich ist es deutlich billiger als Morel 3-Weg-Systeme und klanglich ist es auf der klaren, analytischen, ehrlichen Seite einzuordnen, Morel gefiel mir da (in der Wand) gar nicht so doll, Focal war für mich nirgendwo im 3-Wege-Setup zu hören, im 2-Wege-Setup gefielen sie mir nicht (irgendwie unausgewogen, entweder zu spitz oder "Watte im Ohr").
Leider sind die serienmäßigen Weichen bei Helix riesengroß, ich ließ mir daher den Schaltplan schicken und baute das ohne den überflüssigen Tieftonzweig und unter "Weglassung" der Leerräume auf einem Drittel der Fläche einfach mit hochwertigen Bauteilen nach (Teile von Strassacker), Audiotechnik Fischer (Helix, Brax) ist ein äußerst angenehmer, hilfsbereiter und bemühter Partner.
Die Mitteltonkalotten habe ich in die Lautsprechergitter auf dem Armaturenbrett eingeschnitten. sitzen quasi "halb aufputz", leicht zum Fahrer angewinkelt, spielen halb auf die Scheibe. Die Kalotten habe ich mit schwarzem Acryl von hinten einfach eingeklebt. Diese Gitter kann man beim Rückbau günstig ersetzen.
Die recht tief bauenden Hochtöner (mit Koppelvolumen) habe ich leicht angewinkelt ganz "aufputz" auf die Hochtönerdreiecke aufgebaut ... eingelassen in PVC-Röhrchen vom Schwimmbadbau, die ich mattschwarz lackiert habe. PVC kann man gut kleben und bearbeiten. Mit Primer hält auch die Lackierung. Befestigt sind diese mit 4-mm-Schrauben, welche ich in das PVC eingeklebten habe, und durch die perforierte Fläche in den Hochtönerdreiecken hindurch. Auch die Hochtöner habe ich mit schwarzem Acryl in die PVC-Teile eingeklebt. Diese Plastikteile (samt Fensterrahmenverkleidung) kann man auch ersetzen.
Die Tieftöner hab ich in ganz ordinäre 15-Euro-Plastikringe montiert, welche ich aber zur Beschwerung mit Regalbodenstiften ausgestopft (die passten gut rein und sind relativ schwer) und dann mit Kunstharz ausgegossen habe. Dadurch sind sie deutlich schwerer geworden (rund 1 kg pro Ring) als Holzringe, Stahlringe wären vielleicht noch besser.
Die Tür-Außenhaut habe ich -- nach penibelster Rostkontrolle (ich nehme an du kennst dein Auto) -- mit Alubutyl (Variotex Evo 1.7) stabilisiert, den Türhohlraum mit geschlossenporigem Schaum (Variotex PH10) hinter dem Tieftöner etwas bedämmt, die Revisionsöffnungen an der Türinnenseite mit 2 Lagen Alubutyl verschlossen, die Türpappe mit dünnem Schaum (Variotex PH6) "entklappert", sodass sie stramm flächig aufliegt. Die Tür und die Pappe ist von Natur aus recht steif, das funktioniert ganz gut. Neue Clipse für die Türpappe verwenden. Nach der Dämmung klingt die Tür beim zuschlagen völlig anders, viel satter.
Als Sub bin ich auf den MacAudio Aliante 12" Black Limited gekommen, da ich eher keinen "fetten Sub", sondern "einfach nur deutlich mehr Tiefgang" gesucht habe. Im geschossenen, selbst gebauten und recht kompakten 24-l-Gehäuse mit ein wenig Dämmwatte darin, ausgerichtet gegen die Heckklappe, spielt er absolut trocken, genug kraftvoll, für mich wunderschön. Manche mögen den "unsichtbaren" Ali-Sound nicht, das sollte man vorher probehören -- aber im identen Gehäuse ... in BR-Grehäusen klingt er angeblich wieder ganz anders. Ein idealer Sub für Jazz-Hörer, meines Erachtens.
Der Aliante braucht angeblich unbedingt starke Verstärker mit hohem Dämpfungsfaktor, so bin ich unter anderem auf die STEG K2.03 gekommen. Diese ist gebläsegekühlt, was im flachen Kofferraumboden perfekt ist. Die ETON MA-Verstärker habe ich wegen der geringen Abwärmeproduktion gewählt, so kann man sie wirklich überall verbauen. Durch die Class-H-Auslegung sind sie -- laut ETON -- auch recht robust gegen Spannungsschwankungen.
Zuletzt habe ich die schon ältere 100-Ah-Batterie noch gegen eine Varta AGM-Batterie ersetzt.
Ich bin jetzt auch nach 2 Jahren mit dem Ergebnis noch äußerst zufrieden!
Nachteil an der ganzen Geschichte: Man hört bei schlechten Aufnahmen auch recht schnell, dass sie einfach schlecht sind. Diese Anlage spielt sehr trocken, präzise, klar, sie "schönt" nichts. Das hat seine Tücken.
Wenn du magst, kann ich gerne Fotos machen und weitere Anleitungen geben.