der böse Golf
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- 20. März 2006
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Hallo Leute,
da hier ja alle möglichen Bastelungen vorgestellt werden, möchte ich mal hier meine Fortschritte bei der Kalibrierung meines Fernsehers dokumentieren...
Der ein oder andere weiß ja, dass ich beruflich mit dem Thema Monitor-Kalibrierung auseinandersetze und was liegt da näher als auch zuhause am heimischen TV eine möglichst optimale Farbdarstellung vorfinden zu wollen...
Vorab: die Kalibrierung eines TV/Projektors und eines hochwertigen ColorManagement-Monitors sind wirklich sehr verschiedene paar Schuhe. Hauptsächlich liegt das daran, dass man in HighEnd-Monitore die Korrektur direkt in den Controller schreiben kann, während man am TV/Projektor die Korrekturen manuell umsetzen muss und dazu meist relativ beschränkte Möglichkeiten hat.
Entsprechend muss ich mich da auch erstmal ins Thema einfuchsen und mache vielleicht auch nicht alles richtig, aber ich dachte evtl. ist es für euch Fuzzis ja auch ganz interessant, was bei mir so rauskommt.
Los geht's:
Das Opfer ist ein Sony KDL 40D3500 mit mittlerweile 5900 Betriebsstunden.
Die Zielvorstellung ist eine neutrale Graubalance mit einem Weißpunkt von 6500K (Tageslicht, bzw. auch so in der HDTV-Norm festgelegt) und eine optimale Reproduktion des HDTV (Rec709)-Farbraums.
Als Werkzeuge stehen mir diverse Messgeräte aus der Firma zur Verfügung: Als Spektralradiometer das X-Rite i1 Pro (ca. 1070€ in der günstigsten Hardware-only-Variante) und als Colorimeter das basiccolor Discus (940€) und das X-Rite i1 display Pro (ca. 240€). Das grundsätzlich beste Messgerät ist dabei der Discus, da das i1 Pro im dunklen Bereich sehr ungenau wird und stark schwankt und das i1 display Pro nicht ganz sooo empfindlich ist.
Trotzdem fiel die Wahl auf das i1 display Pro, weil einfach der Discus nicht von der zu verwendenden Software HCFR unterstützt wird...
Software-seitig habe ich zwar Zugriff auf die Kalibrationssoftware basICColor display 5.0.3 (bzw. sogar neuere Entwicklungsbuilds), die auch eine Kalibration auf den HDTV-Standard unterstützt, aber letztendlich dafür ausgelegt ist, Korrekturen automatisch zu errechnen und entweder direkt in den Monitor zu schreiben oder eben in einem Farbprofil abzulegen. Die Auswertung und visuelle Darstellung der Messwerte ist dabei sehr eingeschränkt und wenig hilfreich, wenn man manuellen Eingriffen auf die RGB-Gains über das Service-Menü machen muss (Weißpunkt anpassen geht, aber es gibt keine Verlaufsdarstellung). Rein vom Algorithmus her, ist das aber die beste Kalibrationslösung, die ich kenne, jedoch für meine Zwecke leider ungeeignet.
Entsprechend fiel meine Entscheidung auf die Freeware HCFR v3, die auf dem open-source Color-Management-System argyllCMS basiert und aus eben einem französischen HomeCinema-Forum heraus entwickelt wurde und deshalb auch ziemlich ideal ist.
Leider sind die Stellhebel des Sony-TVs sehr begrenzt, ich kann im Service-Menü lediglich die RGB-Werte für den Bereich von 50-100IRE und 0-50IRE anpassen. D.h. ich kann lediglich die Endpunkte (Schwarz- und Weißpunkt) direkt ansteuern, aber nicht den Verlauf dazwischen korrigieren.
Ich hatte schon vorher einmal den Weißpunkt mittels basICColor display und dem Discus auf 6500K korrigiert, so dass ich nicht bei Null anfangen musste. Die erste Messung mit dem i1 display Pro ergab allerdings schon einen ganz brauchbaren Verlauf, allerdings mit Farbabweichungen im Bereich von 10IRE bis 100IRE (10-100% Helligkeit) von 2-4. Die allgemeine Einordnung des Farbabstandes ist grob, dass man ein dE von 3 auch als ungeübter Betrachter als sichtbaren Unterschied wahrnimmt. Unter dE=2 sieht man nur als geübter Betrachter eine Abweichung und unter dE=1 kann eigentlich keine Farbunterschied mehr festgestellt werden. Ich bewegee mich also im wahrnehmbaren Bereich...
Nach etwas Puzzeln mit den RGB-Werten und zig Messungen konnte ich dieses Ergebnis erzeugen:
Ich bin zufrieden... im Bereich zw. 15 und 100IRE durchgängig ein dE unter 1,7! Das ist für so ein Gerät, die beschränkten Eingriffsmöglichkeiten und von einem Wert über 2 kommend ein ganz brauchbareres Ergebnis. Ich hätte den Weißpunkt noch mit einem Digit minus im Blau etwas optimieren können, aber das ging dann zulasten des gesamten Verlaufs.
Bei meinen High-End-Monitoren in der Firma bin ich allerdings nen mittleres dE im Grau von 0,2 gewöhnt (das ist sehr nahe der Messschwelle eines Discus).
Hier noch einmal der Verlauf der Farbtemperatur:
Auch der ist sehr zufriedenstellend... bei 100IRE zwar ne leichte Abweichung nach oben, das auch nur auf 66xxK, was aber ziemlich egal ist.
Die Graubalance und der richtige Weißpunkt sind schonmal das A und O einer sauberen Farbdarstellung...
Das nächste ist dann der Farbraum... Da schwanke ich noch zw. der optimalen Übereinstimmung mit dem Rec709-Standard und einem möglichst großen Farbraum.
Im Moment sieht der Farbraum so aus:
Die Eckpunkte für Rot und Blau stimmen schon sehr gut mit Rec709 überein, aber im Grün bin ich sehr weit weg. Da der TV aber immer den gesamten Farbraum nutzt und nicht wie ein Monitor an einem PC mit Color-Management einen definierten Farbort ansteuert, der möglichst innerhalb des möglichen Farborts liegt sollte, wird bei mir der Grünbereich also wesentlich gesättigter wiedergegeben als gewollt.
Beim Profilvergleich in Chromix Colorthink sieht's noch schlimmer aus:
sRGB wird auch nahezu komplett abgedeckt! Bei Interesse kann ich noch mehr Vergleichsbilder posten. Habe noch gegen AdobeRGB, sowie meinen NEC SpectraView Reference 271 von der Arbeit verglichen.
Die Frage ist für mich jetzt ob ich das über die RBG-Gains im Service-Menü regele, über Menüeinstellungen wie Farbton/Sättingung oder doch über das Monitorprofil mache.
Vielleicht stelle ich den TV nochmal auf Werkseinstellungen zurück und messe das auch mal, damit ich ne Einschätzung über die Verbesserung bekomme..
Daran werde ich mich in den nächsten Tagen mal versuchen... und dann ist irgendwann noch Carsten/Mr.Woofa's Projektor dran...
Also: stay tuned!
da hier ja alle möglichen Bastelungen vorgestellt werden, möchte ich mal hier meine Fortschritte bei der Kalibrierung meines Fernsehers dokumentieren...
Der ein oder andere weiß ja, dass ich beruflich mit dem Thema Monitor-Kalibrierung auseinandersetze und was liegt da näher als auch zuhause am heimischen TV eine möglichst optimale Farbdarstellung vorfinden zu wollen...
Vorab: die Kalibrierung eines TV/Projektors und eines hochwertigen ColorManagement-Monitors sind wirklich sehr verschiedene paar Schuhe. Hauptsächlich liegt das daran, dass man in HighEnd-Monitore die Korrektur direkt in den Controller schreiben kann, während man am TV/Projektor die Korrekturen manuell umsetzen muss und dazu meist relativ beschränkte Möglichkeiten hat.
Entsprechend muss ich mich da auch erstmal ins Thema einfuchsen und mache vielleicht auch nicht alles richtig, aber ich dachte evtl. ist es für euch Fuzzis ja auch ganz interessant, was bei mir so rauskommt.
Los geht's:
Das Opfer ist ein Sony KDL 40D3500 mit mittlerweile 5900 Betriebsstunden.
Die Zielvorstellung ist eine neutrale Graubalance mit einem Weißpunkt von 6500K (Tageslicht, bzw. auch so in der HDTV-Norm festgelegt) und eine optimale Reproduktion des HDTV (Rec709)-Farbraums.
Als Werkzeuge stehen mir diverse Messgeräte aus der Firma zur Verfügung: Als Spektralradiometer das X-Rite i1 Pro (ca. 1070€ in der günstigsten Hardware-only-Variante) und als Colorimeter das basiccolor Discus (940€) und das X-Rite i1 display Pro (ca. 240€). Das grundsätzlich beste Messgerät ist dabei der Discus, da das i1 Pro im dunklen Bereich sehr ungenau wird und stark schwankt und das i1 display Pro nicht ganz sooo empfindlich ist.
Trotzdem fiel die Wahl auf das i1 display Pro, weil einfach der Discus nicht von der zu verwendenden Software HCFR unterstützt wird...
Software-seitig habe ich zwar Zugriff auf die Kalibrationssoftware basICColor display 5.0.3 (bzw. sogar neuere Entwicklungsbuilds), die auch eine Kalibration auf den HDTV-Standard unterstützt, aber letztendlich dafür ausgelegt ist, Korrekturen automatisch zu errechnen und entweder direkt in den Monitor zu schreiben oder eben in einem Farbprofil abzulegen. Die Auswertung und visuelle Darstellung der Messwerte ist dabei sehr eingeschränkt und wenig hilfreich, wenn man manuellen Eingriffen auf die RGB-Gains über das Service-Menü machen muss (Weißpunkt anpassen geht, aber es gibt keine Verlaufsdarstellung). Rein vom Algorithmus her, ist das aber die beste Kalibrationslösung, die ich kenne, jedoch für meine Zwecke leider ungeeignet.
Entsprechend fiel meine Entscheidung auf die Freeware HCFR v3, die auf dem open-source Color-Management-System argyllCMS basiert und aus eben einem französischen HomeCinema-Forum heraus entwickelt wurde und deshalb auch ziemlich ideal ist.
Leider sind die Stellhebel des Sony-TVs sehr begrenzt, ich kann im Service-Menü lediglich die RGB-Werte für den Bereich von 50-100IRE und 0-50IRE anpassen. D.h. ich kann lediglich die Endpunkte (Schwarz- und Weißpunkt) direkt ansteuern, aber nicht den Verlauf dazwischen korrigieren.
Ich hatte schon vorher einmal den Weißpunkt mittels basICColor display und dem Discus auf 6500K korrigiert, so dass ich nicht bei Null anfangen musste. Die erste Messung mit dem i1 display Pro ergab allerdings schon einen ganz brauchbaren Verlauf, allerdings mit Farbabweichungen im Bereich von 10IRE bis 100IRE (10-100% Helligkeit) von 2-4. Die allgemeine Einordnung des Farbabstandes ist grob, dass man ein dE von 3 auch als ungeübter Betrachter als sichtbaren Unterschied wahrnimmt. Unter dE=2 sieht man nur als geübter Betrachter eine Abweichung und unter dE=1 kann eigentlich keine Farbunterschied mehr festgestellt werden. Ich bewegee mich also im wahrnehmbaren Bereich...
Nach etwas Puzzeln mit den RGB-Werten und zig Messungen konnte ich dieses Ergebnis erzeugen:

Ich bin zufrieden... im Bereich zw. 15 und 100IRE durchgängig ein dE unter 1,7! Das ist für so ein Gerät, die beschränkten Eingriffsmöglichkeiten und von einem Wert über 2 kommend ein ganz brauchbareres Ergebnis. Ich hätte den Weißpunkt noch mit einem Digit minus im Blau etwas optimieren können, aber das ging dann zulasten des gesamten Verlaufs.
Bei meinen High-End-Monitoren in der Firma bin ich allerdings nen mittleres dE im Grau von 0,2 gewöhnt (das ist sehr nahe der Messschwelle eines Discus).
Hier noch einmal der Verlauf der Farbtemperatur:

Auch der ist sehr zufriedenstellend... bei 100IRE zwar ne leichte Abweichung nach oben, das auch nur auf 66xxK, was aber ziemlich egal ist.
Die Graubalance und der richtige Weißpunkt sind schonmal das A und O einer sauberen Farbdarstellung...
Das nächste ist dann der Farbraum... Da schwanke ich noch zw. der optimalen Übereinstimmung mit dem Rec709-Standard und einem möglichst großen Farbraum.
Im Moment sieht der Farbraum so aus:

Die Eckpunkte für Rot und Blau stimmen schon sehr gut mit Rec709 überein, aber im Grün bin ich sehr weit weg. Da der TV aber immer den gesamten Farbraum nutzt und nicht wie ein Monitor an einem PC mit Color-Management einen definierten Farbort ansteuert, der möglichst innerhalb des möglichen Farborts liegt sollte, wird bei mir der Grünbereich also wesentlich gesättigter wiedergegeben als gewollt.
Beim Profilvergleich in Chromix Colorthink sieht's noch schlimmer aus:



sRGB wird auch nahezu komplett abgedeckt! Bei Interesse kann ich noch mehr Vergleichsbilder posten. Habe noch gegen AdobeRGB, sowie meinen NEC SpectraView Reference 271 von der Arbeit verglichen.
Die Frage ist für mich jetzt ob ich das über die RBG-Gains im Service-Menü regele, über Menüeinstellungen wie Farbton/Sättingung oder doch über das Monitorprofil mache.
Vielleicht stelle ich den TV nochmal auf Werkseinstellungen zurück und messe das auch mal, damit ich ne Einschätzung über die Verbesserung bekomme..
Daran werde ich mich in den nächsten Tagen mal versuchen... und dann ist irgendwann noch Carsten/Mr.Woofa's Projektor dran...

Also: stay tuned!