Davon abgesehen finde ich das ganze auch ein wenig reißerisch.
Ja - natürlich bildet ein Model niemals alle realen Eigenschaften in allen Einzelheiten ab. Deswegen ist es ein Model. Das ist aber bei allen Simulationen so.
Derjenige der das Model benutzt, muss entscheiden ob er die Vereinfachungen für das was er sehen will akzeptieren kann.
Genau das macht auch den Unterschied zwischen jemandem der in einer Simulationssoftware rumklickt, und jemandem der simulieren kann, aus.
Wenn man wollte, könnte man quasi alles mitberechnen. Im Falle des Subwoofers mal zuerst die Sachen die tatsächlich mal den größten Anteil am nicht-idealen Verhalten haben, mMn. weit vor irgendwelchen Resonanzerscheinungen - die Nichtlinearitäten der Aufhängung und des Antriebs. Es gibt keinen perfekten Antrieb, das Magnetfeld der Schwingspule moduliert immer das Magnetfeld der Permanentmagneten, und die wenigsten Aufhängungen dürften wirklich linear sein.
Die Frage ist, wie gesagt - was will man simulieren, und was muss man dazu "mitnehmen". So lange alles linear ist, gelten Thiele und Small. Sobald die ersten Sachen nichtlinear werden, wirds in mehreren Ebenen schwierig - einmal bei der Gewinnung der Daten, dann bei der Eingabe der Daten, und zuletzt bei der Darstellung.
Um ein Modell zu erzeugen das nichtlineare Effekte berücksichtigt müsste man deutlich mehr messen und eingeben als es jetzt der Fall ist. Man müsste sich auf eine allgemeine Art einigen die Nichtlinearität zu beschreiben und auf die höchste Ordnung die beschrieben wird. Bis zu welchem Grat nimmt man "Dreckeffekte" mit? Auch zeitlich variante Eigenschaften der Aufhängung (suspension creepage), die weit weg vom Nutzbereich, aber schwer zu beschreiben sind? Wie groß ist der Fehler der durch die Messung und Eingabe der Daten erzeugt wird, verglichen mit dem Fehler den die Dreckeffekte tatsächlich machen?
Die nächste Frage, nachdem man all das gemacht hat, ist - was fängt man nun mit den neu gewonnenen Informationen an? Sind die Klirrwerte die man nun ablesen kann, bei Pegel X und Frequenz Y wirklich relevant, oder gibt es andere Effekte, die einen weitaus größeren Einfluss haben? Vielleicht Ungenauigkeiten im Gehäuse? Scharfe Grate im BR-Port? Materialeigenschaften und Abmessungen der Wände? Wie genau kann man diese Daten als Nutzer in die Simulation eingeben, gemessen an dem Einfluss den sie absolut gesehen am Ergebnis haben?
Optimiert man die Simulation auf Parameter die unbedeutend sind? Wie schaut "guter Klang" im Klirrspektrum aus?
In meinem täglich Brot, der Elektrotechnik, bin ich oft mit diesen oder ähnlichen Fragen konfrontiert. Das einfachste Bauelement hat eine räumliche Ausdehnung, und dadurch nicht nur theoretisch, sondern tatsächlich die wildesten Eigenschaften. Kapazitäten, Induktivitäten, Resonanzstellen, thermische Eigenschaften, Spannungsabhängigkeiten, Stromabhängigkeiten, die ganze Palette. Meistens ignoriere ich alles davon, weil es erstens sehr schwer richtig zu beschreiben ist (ohne durch Schätzungen mehr kaputt zu machen als zu verbessern), und zweitens auf das Ergebnis keinen echten Einfluss haben. In einigen Fällen ist das anders - da lohnt es sich den extra-Weg zu gehen, und nichtlinaritäten in der Simulation abzubilden. Diese Fälle sind aber rar.
Meiner Ansicht nach bilden die TSP die "oberste Schicht" des Hörerlebnisses sehr gut ab. Wenn die Güte nicht passt, passt es auch klanglich nicht.
Alles was darunter kommt - Aufhängung, Antrieb, Gehäuse, Verluste, Strömungen, etc - sind so schwer zu messen, erfassen, und einzugeben dass keine wirkliche Chance besteht hier im Vorfeld gewinnbringende Infos zu erlangen.
Grüße, Tobi