Alin Coen band - Wer bist du?

DerFlo

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Flo(rian)
Es gibt mal wieder eine neue CD-Vorstellung von mir. Diesmal Alin Coen mit ihren Debütalbum "Wer bist du?".

Dahinter stecken neben Alin Coen noch ihre Band, sie selbst war aber federführend bei dem Album und hat fast alle Texte selbst geschrieben. Beisteuern tut sie ebenfalls den Gesang.
Hinter Alin Coen verbirgt sich die zierlich melancholische Stimme der hamburger Globetrotterin die 1982 geboren ist. Ausbrüche aus dem leicht melancholisch, getragenen Gesang mit eher spärlicher Instrumentaluntermalung sind selten, auch wenn sie es kann! AUf diesem Album jedenfalls zeigt sie eher ihre zart-melancholische Seite.
Die deutschen und englischen Texte sprechen wie so oft von der Liebe, dies aber mit einer Ausdruckskraft, die einen mitreißt und im Strudel der Musik versinken lässt. Musikalisch bewegt sie sich hierbei fernab meines sonstigen Geschmacks, der elektronischen Musik und driftet im Pop mit Anteilen des Folk und Jazz.
Veröffentlicht wurde das Album auf dem eigens von Alin Coen gegründeten Label "Pflanz einen Baum". Alleine diese Initiative verdient meines Erachtens Beachtung.

Vorab: Ich kann diesmal nicht mit so vielen Youtubelinks dienen und werde daher auch teilweise Livemitschnitte als Hörbeispiel einstellen. Es mag daher sein, dass meine Beschreibung nicht ganz mit dem übereinstimmt, was ich euch hier als Hörbeispiel bieten kann. Weiterhin bitte ich die teilweise schlechte Qualität zu entschuldigen.

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Veröffentlichungsdatum: 27.08.2010
Label: Pflanz einen Baum
Genre: Pop, Folk

Trackliste:

01. Wolken
02. Darts
03. Same Boat
04. Die Nähe
05. Ich war hier
06. Festhalten
07. Halo
08. Stream
09. Rejected
10. Hold
11. Wer bist du
12. Left behind
13. Das letzte Lied
14. Der Schwan (Instrumental)

Die CD kommt im Digipack mit einem Booklet, welches sich auch so nennen darf. Auf 14 Seiten sind sämtliche Liedtexte zum Mitlesen abgedruckt.
Bebildert sind die Hintergründe mit surreal anmutenden Motiven, die mich persönlich stark an Seeanemonen erinnern. Ich habe jedenfalls schon deutlich minderwertigere Booklets in Händen gehalten.

Klang:

Am Klang lässt sich nicht viel meckern. Sicher, besser geht es immer, aber für Popmusik ist eine DR von im Schnitt 7 (teilweise auch 8 oder 9) durchaus akzeptabel. Ein Rauschen oder ähnliche Sauereien kann ich nicht vernehmen. Alins Stimme löst sich schön von den Lautsprechern und erscheint mittig konzentriert. Die Instrumente spielen eher im Hintergrund auf.

Einzelwertung:

Während 14 verschiedener Tracks wird man von der melancholisch zuckersüßen Stimme Alins durch das Album begleitet. Im Einzelnen:

01. Wolken

Durch diese Lied bin ich auf Alin Coen aufmerksam geworden. Auf meinen nächtlichen Youtubestreifzügen funkelte auf einmal dieses Lied durch die Leitung und zog mich in seinen Bann. Getragen melancholisch begleitet von schwerer, tiefer Musik erscheint beinahe überraschend der wunderschöne Gesang. Ruhig und mit wenig instrumentaler Untermalung wird einem vermittelt, dass das Leben immer weitergeht. Wunderschönes Lied, einzig die Länge von gerade mal 2.17 Minuten möchte ich hier bemängeln.

02. Darts

Darts stellt nun eine Abwechslung zum ersten Titel dar, die uns noch öfter begegnen soll. So sind einige der Lieder auf englisch gesungen (für das nächste Album sind auch französische Titel angekündigt). Etwas dynamischer singt Alin von den Stacheln der Liebe. Jeweils drei Strophen werden von einem kurzen Refrain abgeschlossen.
Ehrlich gesagt nicht ganz mein Fall, gefällt mir hier das Auf und Ab der Melodie und Stimme nicht wirklich, es wirkt für mich nicht wie aus einem Guss.

03. Same Boat

Same Boat umschreibt nun die Verständigungsprobleme in der Beziehung und geht hierbei auch etwas dynamischer zu Gange. Instrumente halten sich diesmal noch mehr zurück, so erscheint eine gezupfte Gitarre zunächst das einzige Instrument zu sein.
Für miene Ohren "aus einem Guss" und gut hörbar. Leicht plätschernder Charakter.

04. Die Nähe

Hier wird es wieder getragen-melancholischer. Alin zeigt hier ein wenig ihres Könnens und lässt ihrer schönen Stimme ein wenig freien Lauf, leider viel zu selten. Wieder sehr schön hörbar und ein stimmiges Gesamtkonzept.

05. Ich war hier

"Ich war hier" stellt ein weiteres Highlight auf dem Album dar. Getragene melancholische Passagen wechseln sich mit dynamischeren ab und ergeben ein Gesamtkunstwerk, das einen mitzieht und zum Mitsingen animiert. Erfreuliche 4.21 Minuten begleitet uns dieses Lied.

06. Festhalten

Die leise Stimme Alins erzählt diesmal über eine unerkannt scheiternde Beziehung. Die Stimme entwickelt trotz ihrer Zurückhaltung eine unglaubliche Stärke. Gänsehautfaktor!

07. Halo

Halo erscheint nun mit mehr bzw. lauteren Instrumenten, diese überdecken aber keinesfalls Alins Stimme. Zum Glück, denn hier zeigt sie, dass sie auch etwas flottere Melodien gut singen kann.

08. Stream

Gelassen plätschert "Stream" daher. Instrumental eher wieder im Vordergrund ist Alins Gesang hier etwas kraftvoller.

09. Rejected

"Rejected" präsentiert sich uns als leise vorgetragenes Lied, sehr schön anzuhören und bisheriges englisches Highlight. Gänsehautfeeling kommt hier allerdings nicht so sehr auf, eher etwas zum Mitwippen.

10. Hold

Hier singt Alin schneller, etwas abgehackt und monoton, interessanter Titel der allerdings, abgesehen vom etwas dynamischeren Refrain, keine besonderen Überraschungen birgt.

11. Wer bist du?

Das titelgebende Lied hat wiederum Gänsehautpotential. Wie immer getragen melancholisch wird das schüchterne Zögern in Worte gefasst. Großer Selbstfindungscharakter. Wunderschön mit spärlicher Melodie untermalt überrascht uns der Titel nach einiger Zeit mit einem dynamischen Einschub. Genialer Titel.

12. Left behind

"Left behind" ist nun klar dynamischer und mit stärkerer Instrumentalisierung versehen. Erscheint mir aber teils etwas unstimmig, hat aber wiederum auch sehr schöne Passagen.

13. Das letzte Lied

"Das letzte Lied" (bzw. das vorletzte des Albums) beginnt zurückhaltend und geradezu vorsichtig. Alin orientiert sich hier mit ihrer Stimme stark an der vorgegebenen Melodie und zieht einfach wunderschön dahin. Die dynamisch beginnenden Textpassagen enden wunderschön melancholisch und langsam. Zum Ende (bzw. ab der Mitte) hin spielen die Instrumente nochmals auf und erschaffen einen harmonischen Klangteppich auf dem man dahingleiten möchte. Klares Highlight des Albums.

14. Der Schwan (Instrumental)

Abgeschlossen wird "Wer bist du?" mit einem Instrumental. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich viel dazu schreiben soll, abgesehen davon, dass es mir stimmig erscheint passiert nunmal in einem Instrumental nicht viel. Jedenfalls rundet "Der Schwan" die vorhergegangenen 13 Titel schön ab und gleitet den Hörer aus dem Album hinaus.

Anspieltipps:

Ganz klar hörenswert ist
"Wolken".
Auch
"Das letzte Lied"
und
"Wer bist du?"
sind Klassetitel die ich nicht missen möchte. Weiterhin absolut hörenswert ist
"Ich war hier".
Auch
"Festhalten"
darf nicht ungenannt bleiben.

Fazit:

Gesamt lässt sich über das Album Folgendes sagen: Alin Coen band beweist, dass auch aufstrebende deutsche Popmusiker abseits des Mainstream Erfolg haben können mit ihrer handgemachten Musik. Für gute Laune und einen Partyabend sicherlich weniger zu gebrauchen passt "Wer bist du?" zu einem verregneten Abend bei Wein und Kerzenschein wie die sprichwörtliche Faust auf's Auge. Alins zarte Stimme ist meines Erachtens eine Bereicherung des deutschen Musikmarktes und ich hoffe auch in Zukunft noch viel von ihr zu hören.
Eine kleine Kritik möchte ich allerdings auch üben. Wie man an den Trackbeschreibungen vielleicht erahnen kann, bietet das Album nicht sehr viel Abwechslung. Es ist nun keineswegs Ton-in-Ton, aber ein wenig mehr Dynamik könnte es gut vertragen. So ist es eben nur melancholisch schön und beleuchtet wenig andere Gefühle.
Eine Kaufempfehlung möchte ich hier Fans von Singersongwritern aussprechen. Durch die sparsame Instrumentierung erscheint Alins Stimme so sehr im Vordergrund, dass sie mich stark an eine Singersongwriterin erinnert.
Wer mit melancholischer Musik nichts anfangen kann, dem rate ich zwar nicht von dem Album ab, empfehle aber es sich gut vor dem Kauf anzuhören.

Ich hoffe, mein kleiner Bericht hat euch gefallen. Über Feedback würde ich mich sehr freuen.

Allen, die deutsche Singer-Songwriter mögen, möchte ich noch "TVNoir" nahelegen, eine Youtubesendung während der auch unbekannte Talente vorgestellt werden. (Wie eben Alin Coen)

Grüße

Flo
 
Super Vorstellung und auch wenn ich keine Lautsprecher auf Arbeit habe, hast du mich so überzeugt, dass ich heute abend mal reinhören werde! :thumbsup:

TV-Noir ist auch klasse, vor allem live vor Ort immer wieder ein Erlebnis.

Gruß
Stephan
 
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